Boeing Absturz setzt Donald Trump unter Druck

Michael Bolzli
Michael Bolzli

USA,

Nach dem zweiten Absturz einer Boeing 737 Max 8 haben viele Länder ein Flugverbot verhängt. Nicht die USA. Die zuständige Behörde zögert, Donald Trump ebenso.

Donald Trump Airforce one
Das Präsidentenpaar Melania und Donald Trump erhält einen neuen Flieger. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehrere Länder haben ein Flugverbot für die Boeing 737 Max 8 verhängt.
  • Das US-Unternehmen kommt immer mehr unter Druck. Und damit auch die US-Regierung.

Nach dem zweiten Absturz einer Boeing 737 Max 8 in Äthiopien ist die Verunsicherung gross. Immer mehr Länder verhängen ein Flugverbot für den US-Jet. Darunter die Schweiz, Deutschland und Grossbritannien.

Von einem Verbot nichts wissen wollen die USA. Die Luftfahrt-Behörde Federal Aviation Administration (FAA) hat für den abgestürzten Flugzeugtyp für flugtauglich erklärt. Die Behörde hat einzig ein Software-Update gefordert. Allerdings gibt es in den USA durchaus Stimmen, die ein Flugverbot fordern.

Prominente Beispiele sind die demokratische Senatorin Elizabeth Warren und der frühere Trump-Rivale und Republikaner Mitt Romney. Ins gleiche Horn bläst Senator Ted Cruz, der im Unterausschuss für Luft- und Raumfahrt sitzt.

Die FAA hat puncto Sicherheit einen guten Ruf. Sie gilt als besonders streng und erfolgreich. Seit zehn Jahren hat es in den USA kein schweres Unglück in der Luftfahrt gegeben.

Boeing geht Hand in Hand mit Behörde

Warum ist die Behörde so zurückhaltend? Der Flugzeugbauer ist eng mit der FFA verbunden: Bei der Zertifizierung von Jets arbeiten Boeing-Angestellte und FAA-Prüfer Tür an Tür. Gemäss Medienberichten übernehmen Mitarbeiter des Konzerns sogar den Zertifizierungsprozess für Sicherheitsstandards. Das spart Geld.

Der Flugzeugbauer ist zudem für die US-Wirtschaft von grosser Bedeutung. Der prestigeträchtige Konzern beschäftigt über 150'000 Mitarbeiter. Dazu kommen tausende Jobs bei Zulieferern. Geht es dem Unternehmen schlecht, spürt das die US-Wirtschaft.

Boeing Unfallstelle
Ein Bild der Unfallstelle einer Boeing-Maschine in Äthiopien. 157 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. - keystone

An der Börse geht es für den Konzern momentan bachab. Seit Wochenbeginn ist der Börsenwert von Industriekonzern um über 20 Milliarden Dollar geschrumpft. Zum Vergleich: Der Lufthansa-Konzern ist mit rund 12 Milliarden bewertet.

Auch die Kunden setzten den US-Konzern unter Druck. Der Billigflieger Norwegian Air will Boeing eine «komplette Rechnung schicken». Es geht um Kompensationen für Ausfälle aufgrund des Flugverbots in mehreren Ländern.

Trump will weniger Technik

US-Präsident Donald Trump scheint unsicher zu sein. Einerseits liess es sich von Boeing-Chef versichern, dass die Jets «absolut sicher» sind. Gleichzeitig schreibt er auf Twitter, dass moderne Maschinen zu viel Technik verbaut hätten.

Fraglich ist, wie lange Trump zum Flugzeugbauer hält. Der Druck wird immer höher. Wie die «Dallas Morning News» heute schreibt, hätten vor dem Absturz Piloten Beschwerde über den Jet bei der FAA eingereicht.

Sie berichteten über Probleme mit dem MCAS-System, welches einen Strömungsabriss verhindern soll. Kritik gab es auch für das Handbuch, welches lückenhaft sein soll. «Alle Fluglinien, die die Max 8 betreiben, sollten darauf bestehen, dass Boeing sämtliche Flugsysteme im Handbuch erklärt.»

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