Da die St. James Brauerei für die Produktion ihres Stouts die Grenze zu Nordirland überqueren muss, könnte der Brexit eine Teuerung mit sich bringen.
Drei Gläser mit Guinness.
Guinness könnte nach dem Brexit teurer werden. - pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Grenze zwischen Irland und Nordirland ist ein Knackpunkt im Brexit.
  • Der Bierbrauer Guinness muss zur Abfüllung rund 23'000 Mal jährlich die Grenze übertreten.
  • Das könnte dazu führen, dass das Stout-Bier teurer wird.
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Schwarz-braun fliesst der «irische Champagner» aus der Flasche, im Glas bildet sich die typische cremefarbene Schaumkrone. Guinness ist nicht nur in seiner Heimat beliebt, sondern auch ein Exportschlager der Insel. Seit 1778 wird das Stout-Bier in der Brauerei St. James's Gate in der irischen Hauptstadt Dublin hergestellt. In silbern glänzenden Tankwagen verlässt das Gebräu die Backsteinanlage und wird zum Abfüllen ins nordirische Belfast gebracht.

Dieser Weg könnte für die Brauerei zum Problem werden: Noch rollen die LKW ungehindert über die unsichtbare Grenze. Doch nach dem Brexit könnten Grenzkontrollen zwischen dem EU-Land Irland und dem zu Grossbritannien gehörenden Nordirland die Fahrt bremsen.

«Die irische Getränkeindustrie spielt sich zu beiden Seiten der Grenze ab», sagt Patricia Callan, Vorsitzende des irischen Verbandes der Alkoholproduzenten. 23'000 Grenzübertritte zähle die Branche pro Jahr. «Auch nur eine Stunde Verzögerung an der Grenze würde etwa hundert Euro pro Lastwagen kosten.»

Keine Lösung zur Grenze

Sowohl London als auch Brüssel möchten Grenzkontrollen auf der Insel verhindern. Doch noch gibt es keine Lösung, wie Zollkontrollen an der künftigen EU-Aussengrenze vermieden werden könnten.

Guinness gehört zu dem internationalen Getränkekonzern Diageo, der im vergangenen Jahr einen Nettoumsatz von mehr als zwölf Milliarden Pfund (15,5 Milliarden Franken) erzielte. Etwa 35 Prozent des Bieres von Diageo werden laut Zahlen von 2014 in der Dubliner Brauerei produziert, darunter drei Millionen Pint (1,4 Millionen Liter) Guinness pro Tag.

«Für uns ist eine reibungsloser Grenzübertritt für Menschen und Waren unglaublich wichtig», sagte der Europa-Chef von Diageo, John Kennedy, vergangenes Jahr. Ein grosser Konzern wie Diageo könne Schwierigkeiten an der Grenze meistern - für die kleinen Zulieferfirmen sei das viel schwieriger.

Notfalllösung wäre vorhanden

Seamus Leheny vom irischen Fracht-Verband befürchtet, dass Diageo wegen des Brexits die Fabrik in Nordirland schliessen könnte. «Der Notfallplan für einen ungeordneten Brexit sieht vor, einige Betriebe in die Republik Irland zu verlegen.»

Das für den Export bestimmte Guinness müsste gleich zwei Mal die Grenzkontrollen passieren: Nach dem Abfüllen in Belfast geht es wieder zurück nach Dublin, von wo aus es mit dem Schiff weiter transportiert wird. Die höheren Kosten hätten vermutlich die Verbraucher zu tragen.

Das fürchtet zumindest John Fearon, der den rustikalen Pub The Gap O' the North im nordirischen Jonesborough einen halben Kilometer hinter der Grenze betreibt. «Dieser Pub ist bekannt für ein gutes Glas Starkbier», sagt der 65-Jährige. Wird es teurer, könnte die Kundschaft ausbleiben. «Es ist schon jetzt schwer genug, Gäste hier reinzubekommen.»

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