Bundesrat fährt beim Zucker Zickzack

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Viele Lebensmittelhersteller reduzieren den Zucker-Anteil. Gleichzeitig hat der Bund die Zucker-Subventionen hochgefahren. Was heisst das für den Konsum?

Fettproduktion Zucker
In Getränken und Fruchtjoghurts wird in der Regel Zucker zusätzlich zugeführt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat stützt aktuell die Zuckerproduktion in der Schweiz verstärkt.
  • Gleichzeitig setzt er sich für eine Zuckerreduktion in Lebensmitteln ein.

Lebensmittelmultis specken ab. Egal ob Nestlé, Coca-Cola, Emmi oder Danone. Alle haben in den letzten Jahren den Zuckeranteil in ihren Produkten reduziert.

Mit ein Grund ist auch Bundesrat Alain Berset. Er hat gemeinsam mit den Lebensmittelherstellern die Erklärung von Mailand unterzeichnet. Dabei verpflichten sich die Firmen, den Zucker-Anteil in Joghurts und Frühstücksflocken zu reduzieren.

Nur: Obwohl sich der Bund für weniger Zuckerkonsum einsetzt, hat er in den letzten Monaten die Subventionen erhöht. Das sorgt bei der Stiftung für Konsumentenschutz für Stirnrunzeln: «Man unterstützt die Produktion eines Produktes, vor dem die Prävention eigentlich warnt», sagt Josianne Walpen, Leiterin Ernährung und Mobilität. «Die Steuerzahler werden so mehrfach zur Kasse gebeten: Bei der Stützung der Produzenten, beim Bezahlen des Produktes und über die Gesundheitskosten, welche sie verursachen. »

Freiwillig nur kleine Fortschritte

Allerdings haben die Subventionen kaum Einfluss auf das Problem mit dem Übergewicht. «Deswegen wird nicht mehr oder weniger Zucker gegessen in der Schweiz. Falls es zu wenig Schweizer Zucker gibt, wird er einfach importiert.»

Dass die Lebensmittelhersteller den Zuckeranteil freiwillig reduzieren, sieht Walpen positiv. «Allerdings gibt es dort nur kleine Fortschritte, das Ganze wird sehr gemächlich angegangen und nicht alle wichtigen Marktplayer machen mit.»

Es brauche darum eine Politik, die den Konsumenten die notwendigen Informationen zur Verfügung stelle. «Etwa mit der vollständigen und verständlichen Angabe des Zuckergehaltes eines Produktes oder einer einfachen, verständlichen Nährwertkennzeichnung.» Als Beispiel nennt sie den Nutri-Score aus Frankreich, den Danone nächstes Jahr einführen will. Walpen ist sich sicher, dass das System eine «positive Wirkung auf das Einkaufs- und Ernährungsverhalten» haben würde.

Das wäre auch nötig. Schweizer essen immer noch zu viel Zucker. Mit knapp 38 Kilogramm Zucker pro Jahr zwar weniger als noch 2008 (45 Kilo). Allerdings empfehlen Experten, täglich höchstens 50 Gramm Zucker einzunehmen. Das entspricht etwa der Hälfte davon, die wir aktuell im Schnitt konsumieren.

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