Chip-Mangel spitzt sich bei VW und Audi zu
Bei Volkswagen steht wegen der Engpässe bei wichtigen Halbleitern das dicke Ende offenbar erst bevor. Nachdem sich die Versorgung mit elektronischen Bausteinen zuletzt entspannt hatte, verschlechtert sich die Lage nun wieder.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hauptmarke VW erwartet mit Blick auf die Belieferung mit Computerchips ein «sehr herausforderndes» drittes Quartal, wie der Wolfsburger Autobauer am Freitag anlässlich der Veröffentlichung seiner Halbjahreszahlen mitteilte.
Das liegt vor allem daran, dass sich die Lieferengpässe inzwischen nach Südostasien verlagert haben, wo es in mehreren Ländern mit wichtigen Standorten der Halbleiterindustrie wegen der neu aufflammenden Pandemie zu Produktionsstillständen gekommen ist. Auch die VW-Schwester Audi rechnet für die kommenden Monate mit einer kritischen Versorgungslage bei den wichtigen Bauteilen.
Der Wolfsburger Mehr-Markenkonzern hatte wegen des Chipmangels in der ersten Jahreshälfte eine hohe sechsstellige Zahl an Fahrzeugen nicht produzieren können. Finanzchef Arno Antlitz hatte bei der Präsentation der Geschäftszahlen am Donnerstag mit Blick auf die Halbleiter-Krise von «etwas deutlicheren Effekten» im dritten Quartal gesprochen. Der Rückstand solle im Schlussquartal aufgeholt werden.
Die Marke VW Pkw, die für die Hälfte der Auslieferungen des Konzerns steht, steigerte den Umsatz in den ersten sechs Monaten um 40 Prozent gegenüber dem schwachen Vorjahr auf gut 40 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn lag bei rund 1,8 Milliarden. Im Vorjahreszeitraum hatte ein Verlust von 1,5 Milliarden Euro zu Buche gestanden, weil wegen der Bekämpfung der Pandemie europaweit wochenlang die Produktion und der Handel stillstand.
Trotz der Auswirkungen des Chipmangels bekräftigte VW seine Prognose. Demnach sollen Auslieferungen und Umsatz deutlich steigen und die operative Rendite zwischen drei und vier Prozent liegen. Im ersten Halbjahr lag die Marge mit 4,4 Prozent oberhalb dieses Korridors.
Auch bei Audi macht sich der Chipmangel in den Werkshallen bemerkbar. Eine mittlere fünfstellige Zahl von Autos konnte deshalb in der ersten Jahreshälfte nicht gebaut werden. «Davon werden wir nur einen Teil aufholen können», sagte Finanzvorstand Jürgen Rittersberger. Kurzarbeit sei auch im August und September möglich. «Die Situation ist volatil, so dass es immer wieder kurzfristig zu Produktionsausfällen kommen kann.»
In den ersten sechs Monaten lieferte die Ingolstädter Marke mit den vier Ringen mit knapp 982'000 Fahrzeugen so viele Autos an die Kunden aus wie nie zuvor. Fast jedes zweite Fahrzeug ging nach China. Der Umsatz schnellte um gut zwei Fünftel auf 29,2 Milliarden Euro nach oben, der Betriebsgewinn verbesserte sich auf 3,1 Milliarden Euro, die Umsatzrendite stieg auf 10,7 Prozent.
Damit war Audi die wichtigste Ertragsstütze des Konzerns, neben dem Sportwagenbauer Porsche. Die Stuttgarter VW-Tochter glänzte mit einer Rendite von 16,9 Prozent. Dennoch warnte Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke vor Euphorie: «Bei allem Erfolg tun wir gut daran, mit beiden Füssen auf dem Boden zu bleiben.» Auch er verwies darauf, das sich die angespannte Lage auf dem Halbleiter-Markt im dritten Quartal bemerkbar machen könnte.