Christine Lagarde stellt baldige Strategieüberprüfung in Aussicht
Christine Lagarde möchte die Strategie der EZB überprüfen lassen. Das letzte Mal als dies geschah war 2003.
Das Wichtigste in Kürze
- Christine Lagarde ist die erste Frau an der Spitze der EZB.
- Lagarde möchte Konsens zwischen den Währungshütern herstellen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) will unter ihrer neuen Präsidentin Christine Lagarde bald mit der geplanten Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie beginnen. Dies werde «in naher Zukunft» geschehen. Das sagte Christine Lagarde am Montag bei ihrer ersten turnusmässigen Anhörung laut Redetext. Die Anhörung fand im Wirtschafts- und Währungsausschuss (ECON) des EU-Parlaments in Brüssel statt.
Letztmalig sei dies im Jahr 2003 erfolgt. «Eine Menge hat sich in den vergangenen 16 Jahren geändert,» sagte sie. Eine Frage, die alle Zentralbanken beschäftige, sei, wie sich das mittelfristige Ziel der Geldpolitik am besten definieren lasse. Dabei hat Christine Lagarde auch die Inflationserwartungen an Finanzmärkten im Blick, die nicht aus dem Ruder laufen sollen.
Idealwert: Zwei Prozent Inflation
Die EZB strebt mittelfristig knapp unter zwei Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaft an. Dieses Ziel verfehlte sie aber bereits seit Frühjahr 2013. Im November lag die Teuerung lediglich bei 1,0 Prozent. «Das Wachstum im Euro-Raum bleibt schwach», sagte Lagarde.
Die Geldpolitik könne aber selbst dann wirksam antworten, wenn das Wachstum durch externe Faktoren gedämpft werde. Sie könne dies tun, indem sie günstige Finanzierungsbedingungen für alle Bereiche der Wirtschaft sicherstelle.
Erste Frau an der EZB-Spitze
Christine Lagarde leitet die Euro-Notenbank seit November. Sie löste den Italiener Mario Draghi ab, dessen Amtszeit nach acht Jahren im Oktober endete. Christine Lagarde, die erste Frau an der Spitze der Notenbank, erbte einen geldpolitisch gespaltenen Rat.
Das grosse Massnahmenpaket zur Stützung der schwächelnden Konjunktur, das die EZB im September beschlossen hatte, blieb in Teilen intern umstritten. Dies betraf vor allem den Neustart der billionenschweren Anleihenkäufe.
Christine Lagarde möchte Konsens
Die ehemalige französische Finanzministerin hat erste Schritte unternommen, um die Wogen im EZB-Rat wieder zu glätten. So lud sie die Währungshüter Mitte November zu einem informellen Treffen ausserhalb der EZB ein. Dies, um sich über die künftige Arbeit des EZB-Rats auszutauschen.
EZB-Vizepräsident Luis de Guindos nannte die Schaffung von Konsens unter den Währungshütern als eine der Top-Prioritäten der neuen EZB-Präsidentin. Dies sagte er in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Zeitung «El Mundo».