Coronavirus: Diese Szenarien drohen der Schweizer Wirtschaft
Das Wichtigste in Kürze
- Das SECO erwartet für 2020 einen BIP-Rückgang von 6,7 Prozent.
- Für 2021 rechnen die Ökonomen des Bundes mit einem Wachstum von 5,2 Prozent.
Es ist eine Zahl, welche für die meisten Schweizer zu Jahresbeginn kaum vorstellbar war: Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO erwartet, dass wegen des Coronavirus die Wirtschaft dieses Jahr um 6,7 Prozent schrumpfen wird. So stark ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zuletzt während der Ölkrise 1975 zurück.
Auch die Korrektur der Ökonomen ist dramatisch: Noch vergangenen Monat erwartete das SECO einen Rückgang von 1,3 Prozent.
Coronavirus drückt Prognosen
Überall werden Prognosen überarbeitet. Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH verkündete Mitte März schlimmstenfalls einen Rückgang von 2,3 Prozent. Im Mai kommt eine aktuelle Rechnung, in Aussicht gestellt wird eine deutliche Korrektur nach unten.
Die Credit Suisse rechnet aktuell mit einer Schrumpfung von 3,5 Prozent. Zu Jahresbeginn waren die Prognosen rosiger. Raiffeisen erwartete zuletzt mit einem BIP-Minus von zwei Prozent, hat aber angekündigt, die Prognose «deutlich nach unten» anzupassen.
Egal welche Prognose zutrifft: Wichtig ist, wie schnell sich die Wirtschaft erholt. Grundsätzlich unterscheidet man hier zwischen zwei Szenarien: Einer V- und L-Rezession.
Der Buchstaben ist keine Abkürzung, sondern steht für die Kurve der BIP-Entwicklung. Ein V-Szenario würde bedeuten, dass sich die Wirtschaft nach einem Minus 2021 wieder erholt und die Schrumpfung kompensieren würde.
Schlechter wäre ein L-Szenario. Die Wirtschaft erholt sich dabei nur schwach und könnte 2021 den Dämpfer vom Vorjahr nicht kompensieren.
Mehr Schrumpfung als Wachstum
Das SECO tendiert in der aktuellen Rechnung eher zu der zweiten Variante. Nach dem Rückgang von 2020 erwarten die Ökonomen des Bundes für 2021 ein Wachstum von 5,2 Prozent.
Die Analysten halten allerdings fest, dass aktuell eine «ausserordentliche grosse» Prognoseunsicherheit herrsche. Entscheidend für aktuelle Voraussagen seien zwei Unsicherheitsfaktoren: Einerseits die Dauer der Massnahmen, um das Coronavirus einzudämmen. Andererseits die Konsum-Lust der Schweizer nach der Krise.
Ersteres hängt von davon ab, wie sich die Corona-Fallzahlen entwickeln und liegt in der Hand des Bundesrats. Erste Lockerungsmassnahmen zeigen zumindest ein Licht am Ende des Tunnels. Von der Normalität ist die Wirtschaft allerdings noch weit entfernt.
Düster sieht es auch für den zweiten Faktor aus: Jeder dritte Arbeitnehmer – massiv mehr als erwartet – macht Kurzarbeit und kriegt dadurch weniger Lohn. Auch die steigende Arbeitslosigkeit dürfte die Konsumentenstimmung weiter dämpfen. Die Befürchtung liegt nahe, dass die Ökonomen des Bundes bei der Prognose für 2021 nicht grundfalsch liegen.