Coronavirus: Schweizer träumen in der Krise vom Eigenheim

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Zürich,

Das Coronavirus hinterlässt auch auf dem Immobilienmarkt Spuren. Die Nachfrage nach Eigenheimen steigt. Doch für viele bleibt es ein Traum.

Eigenheim Coronavirus
Der Traum vom Eigenheim könnte für einige bald wieder möglich sein. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer haben seit der Pandemie viele Such-Abos für Wohneigentum gemacht.
  • Wegen der Tragbarkeitsregel scheitern allerdings viele beim Hauskauf.

Schon vor dem Coronavirus war die Wohnung wichtig. Spätestens seit der Homeoffice-Pflicht hat das Zuhause einen noch höheren Stellenwert. Das hat direkte Effekte auf den Immobilienmarkt, wie eine neue Studie der Credit Suisse zeigt.

Während Schweizer nicht öfters Mietwohnungen suchen, haben die Such-Abo für Wohneigentum klar zugelegt (siehe Grafik unten). Die Grossbank zählt auf jede Eigentumswohnung über zwei Suchaufträge. «Es wird deutlich mehr Wohneigentum gesucht, als überhaupt da ist», kommentiert Fredy Hasenmaile, Leiter Immobilienanalyse bei der Grossbank.

Credit Suisse Coronavirus
In der Krise sehen sich Schweizer nach Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäusern. - Credit Suisse

Die Konsequenz: Die bereits hohen Preise ziehen weiter an. Wer sich 2020 eine Eigentumswohnung zulegen wollte, musste 5,1 Prozent mehr zahlen als im Vorjahr.

Einfamilienhäuser noch teurer

Bei den Einfamilienhäusern sind die Preise gar um 5,5 Prozent gestiegen. Auch dieses Jahr wird der Trend sich fortsetzen, wenn auch etwas langsamer.

Für viele dürfte der Traum vom Eigenheim ein Traum bleiben. Aktuell kann sich eine Familie mit mittlerem Einkommen zwei von drei Eigentumswohnungen in der Schweiz mit vier Zimmern nicht leisten.

Coronavirus Wohnung
Viele Familien können sich ein Eigenheim in den Zentren nicht leisten. - Keystone

Noch extremer wird der Effekt in den Zentren. In Zürich könnte sich diese Familie nicht mal jede zehnte Wohnung in der gewünschten Grösse leisten.

Problem Tragbarkeitsregel

Eine riesige Hürde ist die Regulierung. Die sogenannte Tragbarkeitsregel verlangt, dass die Kosten ein Drittel des Einkommens nicht übersteigen dürfen. Gerechnet wird dabei mit einem Hypothekarzinssatz von 5 Prozent – obwohl die Zinsen aktuell im Keller sind.

Dass sich immer weniger ein Eigenheim leisten können, ist nicht neu. Der Effekt zeichnet sich schon länger ab, etwa anhand von Auszahlungen aus der zweiten Säule. Vor der Finanzkrise 2008 haben pro Jahr rund 30'000 Personen Geld aus der zweiten Säule genommen, um ein Eigenheim anzuzahlen. 2018 waren es noch 18'000 Personen.

Wohnung Zürich Coronavirus
Korn: «An Orten mit hoher Nachfrage wie beispielsweise der Stadt Zürich können Inserierende oftmals mit einer Kontaktaufnahme innert Minuten rechnen.» (Symbolbild) - Keystone

Weil sich viele Menschen gerade in den urbanen Räumen kein Eigenheim leisten können, wird gemietet. Das sorgt für einen stabilen Mietwohnungsmarkt, kommentiert man bei der Credit Suisse.

Weniger Büroflächen wegen Coronavirus?

Preise für Mietwohnungen sind letztes Jahr im Schnitt um 1,5 Prozent gesunken. Experten erwarteten erst eigentlich einen grösseren Rückgang aufgrund der geringeren Zuwanderung. Doch der befürchtete Einbruch bliebt aus.

Auch 2021 dürften die Angebotsmieten leicht zurückgehen, glauben die Ökonomen der Credit Suisse. Für Anleger bleiben Mietwohnungen aber nach wie vor eine gute Investition.

Träumen Sie vom Eigenheim?

Verändert das Coronavirus den Immobilienmarkt nachhaltig? Die hohe Akzeptanz von Homeoffice dürfte dazu führen, dass Schweizer mehr in der Peripherie der Grosszentren eine Wohnung suchen.

«Man darf nicht zu viel in den Durchbruch von Homeoffice hineininterpretieren», so Hasenmaile. Es werde zu einer Koexistenz von Homeoffice und zentralen Büros kommen. Abseits der Zentren dürfte es aber vermehrt leerstehende Büroräume geben.

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