Credit Suisse lässt viele Fragen unbeantwortet
Das Wichtigste in Kürze
- Die Beschattungs-Affäre kostet zwei Spitzenmanager der Credit Suisse den Job.
- Firmenchef Tidjane Thiam soll nichts von der Überwachung gewusst haben.
Schon über das Wochenende sickerte durch, dass der Verwaltungsrat der Credit Suisse hinter CEO Tidjane Thiam steht. Seit heute früh ist klar: Die Beschattungs-Affäre um den Starbanker Iqbal Khan hat für den Firmenchef keine Konsequenzen.
Allerdings müssen der operative Chef Pierre-Olivier Bouée und der Leiter der globalen Sicherheitsdienste den Hut nehmen. Gemäss einer internen Untersuchung der Grossbank hat Bouée die Überwachung allein angeordnet.
Dies, nachdem bekannt wurde, dass Khan ab Oktober für die UBS arbeiten wird. Bouée befürchtete, dass der Chef der Vermögensverwaltung Mitarbeiter und Kunden abzügeln könnte. Keine anderen Mitglieder der Geschäftsleitung oder des Verwaltungsrats sollen darüber informiert worden sein.
Credit Suisse überwachte Khan
Khan wurde zwischen dem 4. und 17. September mehrheitlich tagsüber überwacht, heisst es im Untersuchungsbericht, der im Auftrag der Credit Suisse von der Anwaltskanzlei Homburger durchgeführt wurde. Die Überwachung flog auf, weil Khan seine Verfolger bemerkte.
Hinweise dafür, dass Khan versuchte, Mitarbeiter oder Kunden abzuwerben, konnten weder die Untersuchung noch die Überwachung liefern. Khan hat heute seinen ersten Arbeitstag bei der UBS.
Rohner entschuldigte sich bei Khan und bezeichnete die Überwachung als «falsch und unverhältnismässig.» Er verspricht, dass künftig keine Mitarbeiter oder Ex-Mitarbeiter überwacht werden sollen.
Keine Antwort liefert die Untersuchung zu dem Streit zwischen Thiam und Khan. Einzig wird erwähnt, dass die Überwachung in keinem Zusammenhang mit den Differenzen der Top-Manager steht. Nur: Im Bericht steht auch, dass einige private Kommunikationen gelöscht worden sind.
Keine Klarheit über Streit der Manager
Bei der Medienkonferenz lieferte Verwaltungsratspräsident Urs Rohner keine Details zu dem Konflikt zwischen den Manager. Er bestätigte aber, über den Streit informiert worden zu sein. «Die Schilderungen waren sehr unterschiedlich.»
Vom Suizid des Sicherheitsexperten, der für die Grossbank arbeitete, ist Rohner sehr betroffen. Weshalb der Name des Experten in die Medien gelangte, ist unklar.
Nicht in die Untersuchung einbezogen wurde der Polizeireport. Khan hatte die Polizei angerufen, nachdem er die Detektive in der Züricher Innenstadt entdeckt hatte. Die Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren wegen Nötigung eröffnet. Was genau passiert ist, ist noch offen.
Offen ist auch, wie hoch der Imageschaden für die Grossbank ist. VRP Rohner spricht an der Medienkonferenz von einem «schwerwiegenden Reputationsschaden.»
Zumindest die Börsianer reagieren im ersten Moment positiv. Nach Börsenstart um 9 Uhr verzeichnete das Wertpapier der Grossbank ein kleines Plus.