Credit Suisse will Finanzmärkte mit Rückkauf von Schulden beruhigen
Die Credit Suisse hat den Rückkauf eigener Anleihen im Gesamtbetrag von rund 3 Milliarden Franken angekündigt und damit ein Signal an die Finanzmärkte gesendet. Der Schritt erfolgte, nachdem die Preise für die Absicherung gegen einen Schuldenausfall der angeschlagenen Grossbank in die Höhe geschossen waren. Der CS-Aktienkurs erholte sich in der Folge deutlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Für die Credit Suisse ist der Rückkauf der Schuldpapiere derzeit kostengünstig, da diese an den Anleihenmärkten zuletzt mit deutlichen Abschlägen gehandelt wurden.
Entsprechend begründete die Bank ihre Massnahme am Freitag in einer Mitteilung damit, dass sie die Marktbedingungen für einen Rückkauf der Schulden «zu attraktiven Preisen nutzen» und so auch ihre Zinskosten optimieren könne.
Im Einzelnen will die CS Schuldverschreibungen in Euro oder Pfund über bis zu 1 Milliarde Euro zurückkaufen und offeriert den Rückkauf von US-Dollar-Schuldverschreibungen im Gesamtwert von bis zu 2 Milliarden Dollar. Die beiden Kaufangebote laufen laut der Mitteilung am 3. November respektive am 10. November ab.
Beobachter sahen in dem Rückkaufangebot ein klares Signal an die Märkte. Die Credit Suisse zeige damit, dass sie weiterhin über genügend Liquidität verfüge, kommentierte etwa ZKB-Analyst Christian Schmidinger. Noch am vergangenen Wochenende hatten sich die Spekulationen über die finanzielle Gesundheit der Schweizer Grossbank teilweise überschlagen, auf Twitter wurden gar Untergangsszenarien verbreitet.
Die Massnahme vom Freitag weckt auch Erinnerungen an ein sehr ähnliches Rückkaufangebot aus dem Jahr 2016 der damals schwer angeschlagenen Deutschen Bank. So war der erst seit Anfang Oktober amtierende neue CS-Finanzchef Dixit Joshi nämlich vorher bei der Deutschen Bank.
Der Rückkauf kommt nur knapp drei Wochen bevor die CS ihre mit Spannung erwartete «umfassende Strategieüberprüfung» für die Bank präsentieren will. In den vergangenen Wochen war es immer wieder zu Spekulationen gekommen, die Credit Suisse müsse gleichzeitig mit den Restrukturierungsplänen auch neues Kapital aufnehmen. Das hatte auch den Aktienkurs immer wieder stark belastet.
Rückenwind gab der CS wohl auch eine Rating-Bestätigung durch Standard&Poor's vom Donnerstagabend. Die Agentur hatte ihr Rating für die CS mit 'A/A-1' bestätigt, wobei der Ausblick allerdings weiterhin «negativ» ist. Gleichzeitig sehe sie auch steigende Risiken für den operativen Turnaround der Grossbank, hiess es.
In der Folge der Ankündigungen gingen am Freitag die stark beachteten Preise für Absicherungen gegen einen Zahlungsausfall der Grossbank, die sogenannten Credit Default Swaps (CDS), wieder deutlich zurück. Laut Reuters-Daten sank der Preis eines Fünf-Jahre-CDS am Freitagvormittag um 42 auf noch rund 266 Basispunkte. Zu Wochenbeginn war der Preis noch gegen 380 Punkte hochgeschossen, nachdem er Anfang Jahr gerade 57 Basispunkte betragen hatte.
Auch der Aktienkurs reagierte am Freitag stark positiv auf die Massnahmen. Am Freitagnachmittag notierte die CS-Aktie in einem insgesamt schwachen Gesamtmarkt um 4,2 Prozent im Plus auf 4,40 Franken, nachdem sie zwischenzeitlich bis 4,59 Fr. angestiegen war. Damit war die Aktie zeitweise mehr als einen Franken teurer als noch an ihrem Allzeittief vom Montag (3,52 Franken).
Die Credit Suisse ist seit den Debakeln um den Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und der Liquidierung der Greensill-Fonds stark angeschlagen. 2021 musste sie deswegen einen grossen Verlust ausweisen und blieb auch in den ersten beiden Quartalen 2022 in den roten Zahlen. Sie will am 27. Oktober zusammen mit den Drittquartalszahlen die Ergebnisse einer «umfassenden Strategieüberprüfung» vorlegen.