Credit Suisse

Die Credit Suisse hätte wohl gerettet werden können

Dina Müller
Dina Müller

Zürich,

2023 wurde die Credit Suisse mit grosser finanzieller Unterstützung des Bundes an die UBS verkauft. Zuvor hätte es allerdings noch Kauf-Angebote gegeben.

Credit Suisse
Die Credit Suisse war eine Schweizer Grossbank - jetzt steht die Führung der 199er Jahre in der Kritik. - credit suisse

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Credit Suisse wurde 2023 notfallmässig von der UBS aufgekauft.
  • Möglicherweise hätte sich die Grossbank jedoch nur Monate vorher noch retten können.
  • Sie erhielt nämlich mehrere Kaufangebote, insbesondere für die Investmentbank.

Der Untergang der CS (Credit Suisse) kostete die Schweiz Milliarden: Die Nationalbank leistete Liquiditätshilfen von 200 Milliarden Franken, der Bund zahlte nochmal 109 Milliarden obendrauf.

Schon über einige Jahre bahnte sich das Debakel an. Quartal nach Quartal verzeichnete die Grossbank Verluste – der Aktienkurs sank drastisch.

Doch was tun? Alle Versuche der Bank, sich zu retten, waren vergebens. Der Untergang schien demnach unvermeidbar. Die Credit Suisse musste von der UBS aufgekauft werden.

Neu ans Licht gekommene Gespräche zeichnen ein anderes Bild: Tatsächlich soll die CS mehrere Kaufangebote während ihres Absturzes erhalten haben, wie der «Tagesanzeiger» berichtet. Diese habe sie jedoch allesamt abgelehnt – und ritt sich so möglicherweise selbst in den Sand.

CS-Investmentbank kaum profitabel

Eine schwere Last für die CS war ihre Investmentbank. Diese war falsch aufgestellt und wurde schon seit Jahren langsam heruntergefahren. Dadurch war sie kaum mehr profitabel und erhielt in vielen Analysen sogar einen negativen Wert.

Und genau diese habe Bob Diamond, einer der bekanntesten Banker der Wall Street, der CS abkaufen wollen.

Im Frühling 2022 soll er CS-Verwaltungsrat Axel Lehmann mit seiner Idee kontaktiert haben. Schon kurz darauf habe ein Treffen der beiden stattgefunden, in welchem Diamond seine Vision vorgestellt habe.

Das Angebot von Bob Diamond an die Credit Suisse

Diamond sagte gegenüber dem «Tagesanzeiger»: «Ich schlug Axel vor, dass ich zusammen mit Investoren die Investmentbank der CS mehrheitlich kaufen würde. Die CS wäre danach noch mit 25 Prozent beteiligt gewesen.»

«Ich bin überzeugt, das hätte die Dynamik geändert und der Credit Suisse reelle Zukunftschancen geboten», so Diamond weiter.

Denn im Juni 2022 vielen die Börsen und die Inflation stieg rasant an. Dies brachte die CS-Investmentbank in eine prekäre Lage. Ein Ausstieg hätte die CS jedoch eine hohe Summe gekostet.

Somit wäre das Angebot von Diamond eigentlich sehr gelegen gekommen und hätte möglicherweise das Vertrauen von Investoren erhöht.

Die CS hat bereits andere Pläne

Lehmann stellte das Angebot wohl mehreren Vorstandsmitgliedern vor. «Einige von ihnen sagten mir, sie hätten eine Kopie», so Diamond.

Es habe erneute Gespräche im Sommer und im September gegeben – bis schliesslich eine Absage kam. Die Begründung: «Die Credit Suisse sei mit anderen Plänen schon zu weit fortgeschritten», erzählt Diamond.

Die Arbeitsgruppe um Michael Klein

In der Zwischenzeit hatte im Juni 2022 ein Treffen des CS-Verwaltungrats stattgefunden. Grund war nebst den Verlusten der CS-Investmentbank zusätzliche Schwierigkeiten in der Vermögensverwaltung.

Hätte die CS durch die richtige Führung gerettet werden können?

Aufgrund mangelnder Lösungsvorschläge wurde bei dem Meeting eine Arbeitsgruppe gegründet. Angeführt wurde diese von Verwaltungsrat Michael Klein. Ein weiteres Mitglied war Verwaltungsrätin Blythe Masters.

Die folgenden Bemühungen, aus der Abwärtsspirale zu geraten, schlugen fehl. Es konnten zwar Einsparungen gemacht werden, die Verluste waren jedoch noch grösser. Fast alle Geschäftsleiter sprangen ab.

Es kamen Gerüchte einer Kapitalerhöhung und schliesslich eines Kollapses auf. Durch einen Bank-Run flossen weitere 87 Milliarden Franken aus der CS.

Weitere Angebote wurden abgelehnt

Nebst der Absage an Diamond soll Lehmann auch ein mögliches Gesuch um Hilfe bei der Nationalbank klar abgelehnt haben. Und auch ein Angebot von fünf Milliarden eines weiteren Käufers für das Asset Management soll zurückgewiesen worden sein.

Zusätzlich habe das Private-Equity-Unternehmen Apollo sechs Milliarden Franken für das Derivategeschäft geboten. Auch dieser Verkauf wurde nicht abgeschlossen.

michael klein credit suisse
Michael Klein am WEF Davos 2008 - keystone

Stattdessen schlug die CS einen anderen Weg ein: Ein «erheblicher Teil» der Securitized Products Group (SPG) sollte von einer von Apollo geführte Investorengruppe übernommen werden. Zu welchem Betrag das Derivategeschäft verkauft werden sollte, wurde nicht bekannt gemacht.

Der danach noch übrig gebliebene Teil der CS-Investmentbank würde an Michael Klein abgegeben.

Null Franken anstelle von fünf Milliarden

Damit kopierte die im Juni gegründete Arbeitsgruppe mehr oder weniger Diamonds Angebot – mit ein paar kleinen Unterschieden: Während Diamond fünf Milliarden Franken für die CS-Investmentbank gezahlt hätte, wollte Klein diese gratis übernehmen. Zusätzlich sollte die CS ihm seine Firma für 210 Millionen Franken abkaufen.

Den anderen Teil sollte wie bereist erwähnt eine Investorengruppe geführt von Apollo übernehmen. Die Firma, in welcher Verwaltungsrätin und Arbeitsgruppen-Mitglied Blythe Masters als Investmentbankerin tätig war.

Der Plan fiel an der Börse durch.

Ob Diamonds Angebot die Credit Suisse gerettet hätte? «Ich glaube schon», meint Diamond im Interview mit dem «Tagesanzeiger». «Aber wir werden es nie erfahren, wir können ja nicht die Zeit zurückdrehen.»

Kommentare

Aebyjohn

Klar hätte diese Bank gerettet werden aber Schällueli hat alles versaut und einige Politiker die Möglichkeit gegeben um ihre Taschen voll zu kriegen

Luxy-1

Hätten wir doch damals die UBS hoch gehn lassen, dann wäre uns der CS Skandal und viele Andere erspart geblieben.

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