Darum geht es mit den Löhnen in der Schweiz nicht aufwärts

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Wie schon 2017 nahmen auch letztes Jahr die Reallöhne ab. Schuld ist die Teuerung. Je nach Branche gibt es grosse Unterschiede.

Portemonnaie Franken
Letztes Jahr hatten Schweizer im Schnitt weniger Lohn wegen der Teuerung. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen der Teuerung sind die Reallöhne letztes Jahr um 0,5 Prozent gesunken.
  • Je nach Branche gibt es sehr grosse Unterschiede.

Auf den ersten Blick ist es eine gute Nachricht. Letztes Jahr sind die Löhne im Schnitt nominal um 0,5 Prozent gewachsen. Das Problem: Gleichzeitig betrug die mittlere Jahresteuerung 0,9 Prozent. Heisst: Unter dem Strich sind die Reallöhne um 0,4 Prozent zurückgegangen.

Bereits im Jahr zuvor frass die Teuerung die Lohnerhöhung weg. Die Gewerkschaften läuten die Alarmglocken. Denn: Während Arbeitnehmer weniger im Portemonnaie haben, wächst die Wirtschaft. Im Vorjahr um rund 2,5 Prozent.

Gewkerschaften Lohn
Gewerkschaften fordern mehr Lohn. - Keystone

«Vor diesem Hintergrund ist es absolut nicht akzeptabel, dass die Arbeitnehmenden weniger Lohn hinnehmen müssen. Es kann nicht sein, dass sie als einzige vom Wirtschaftsboom nicht profitieren», klagt die Gewerkschaft Syna. «Wenn die Gewerkschaften am 1. Mai mehr Lohn fordern, ist das mehr als gerechtfertigt.»

Öl ist teurer geworden

Der Arbeitgeberverband analysiert nüchterner. Dass die Teuerung zulege, hänge vor allem mit der stärkeren wirtschaftlichen Entwicklung sowie steigenden Rohöl- und Importgüterpreisen zusammen.

«Grundsätzlich wäre es auch für die Wirtschaft vorteilhaft, wenn die Arbeitnehmenden eine höhere Kaufkraft hätten», sagt Ökonom Simon Wey. Jedoch hätten sie sich an den betriebswirtschaftlichen Fakten im Unternehmen zu orientieren.

«Löhne müssen immer zuerst erarbeitet werden, bevor sie durch die Unternehmen ausbezahlt werden können», sagt Ökonom Simon Wey. Diesbezüglich seien Gewerkschaften in einer etwas komfortableren Situation.

Paketbote
Trotz Boom verdienen Paketboten nominal weniger. - dpa

Ob dieses Jahr die Reallöhne steigen, hängt von der Teuerung ab. «Grundsätzlich läuft die Wirtschaft zurzeit gut, was eine Voraussetzung für Lohnwachstum ist», so Wey. In gewissen Branchen dürfte deshalb ein gewisser Spielraum für Lohnerhöhungen gegeben sein. «Für eine detaillierte Abschätzung ist es noch früh.»

Löhne über Jahre gestiegen

Ein Blick zurück zeigt: Über die letzten Jahre gesehen ist die Lohnentwicklung durchaus positiv. In sieben der zehn letzten Jahre nahmen die Reallöhne zu.

Bei den Lohnzahlen handelt es sich um Mittelwerte. Je nach Branche gibt es grosse Unterschiede. In der Pharma-, Finanz- oder Telekombranche nahmen die Reallöhne mehrheitlich zu.

Gleichzeitig nahm in der Druckindustrie, der Uhrenbranche oder bei den boomenden Kurier-Dienstleistern gar der Nominallohn ab.

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