Darum klagt Volkswagen öffentlich über Umweltauflagen
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Volkswagen kosten Neuwagen künftig wegen Umweltauflagen bis zu 2500 Euro mehr.
- VW ist Weltmarktführer, hinkt aber bei Elektromobilität hinterher.
Volkswagen scheint aus dem Alarm-Modus nicht mehr rauszukommen. Bei der Präsentation der Verkaufszahlen im Januar malte Vertriebschef Christian Dahlheim ein Horror-Szenario. Neuwagen würden wegen strengen CO2-Grenzwerten künftig bis 3000 Euro teuer werden, warnte er.
Im gleichen Monat verkündete Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, dass Klima-Vorschriften gerade Kleinwagen massiv verteuern würden. Seine Befürchtung: Menschen mit geringem Einkommen könnten sich dadurch kein Auto mehr leisten.
In einem Beitrag von Mitte März hat Dahlheim seine Prognose etwas entschärft. Der Aufschlag für Diesel-Autos, die künftige die Euro 7 Abgasnorm erfüllen, liegt noch zwischen 2000 und 2500 Euro. Bei Benziner läge der Mehrpreis rund 1000 Euro tiefer.
Technik kostet mehr
Es sind Materialkosten, die den Preis in die Höhe treiben. Selbstzünder brauchen bessere Stickoxid-Reinigungssysteme, Benziner Partikelfilter. Dass Autobauer diese Kosten dem Kunden verrechnen, ist logisch.
Logisch ist auch, dass Autobauer keine Freude an neuen Umweltauflagen haben. Die bedeuten Mehraufwand und Mehrkosten. Dass Volkswagen immer wieder Alarm schlägt, überrascht hingegen. Die klaren Worte zeigen auch, worum es geht: Um die Zukunft des Autobauers.
Heute ist VW Weltmarktführer (Umsatz 236 Milliarden Euro, Gewinn 12 Milliarden). Mit seinen Tochterunternehmen Audi, Seat oder Skoda haben die Wolfsburger für fast jeden Kundenwunsch ein Modell im Programm. Doch diese Spitzenposition ist in Gefahr.
Volkswagen hinkt hinterher
Die Politik verschärft Klima-Vorschriften für Autobauer immer wieder. Das EU-Parlament will, dass bis 2030 der CO2-Ausstoss um 40 Prozent gesenkt wird. Die gestandenen Hersteller können dieses Ziel nur erreichen, wenn sie auf Elektromobilität setzten.
Hier hinkt Volkswagen hinterher. Die Technologie wird bei Tesla und chinesischen Autobauern vorangetrieben. Der grösste Autobauer der Welt könnte aber schnell ins Abseits rutschen.
Dazu kommt, dass der Konzern in der Motorenentwicklung- und herstellung viel Personal beschäftigt. VW-Chef Herbert Diess warnte nach Verkündigung der Pläne der EU, dass ein Viertel der Jobs in den VW-Werken wegfallen würden. Das entspricht rund 100'000 Mitarbeitern.
«So eine Industrie kann schneller abstürzen, als viele glauben wollen», warnt der VW-Chef. «Ich bitte die Politik wirklich, sich Gedanken zu machen.»