Darum kommt Poulet häufig aus dem Ausland
Das Wichtigste in Kürze
- Rund ein Drittel des Poulets wird heute importiert.
- Der Tierschutz kritisiert die tieferen Tierwohl-Standards bei Import-Fleisch.
- Eine WTO-Regelung schreibt einen Import-Anteil für Güggeli-Fleisch vor.
Schweizer vertilgen immer mehr Poulet. Pro Kopf waren es letztes Jahr 14 Kilo. Rund 500 Gramm mehr als im Vorjahr.
Jährlich wirft der Branchenverband Proviande 12 Millionen Franken auf, um inländisches Fleisch zu bewerben.
Das geht bei Rind und Schweinefleisch auf. Dort lag zuletzt der Schweiz-Anteil bei 84 beziehungsweise 96 Prozent. Beim zweitliebsten Fleisch der Schweizer sieht es anders aus. Beim Poulet liegt der Inland-Anteil bei 65 Prozent.
Heisst: Letztes Jahr wurden 44'780 Tonnen Geflügelfleisch importiert, fast gleich viel wie im Vorjahr. Obwohl die Inland-Produktion verstärkt wurde.
WTO-Regelung schreibt Import von Poulet vor
«Traditionell und in Rücksicht auf den von WTO verlangten Marktzutritt wird eine Richtmenge Geflügelfleisch importiert», erklärt Ruedi Zweifel. Der Direktor der Stiftung Aviforum hält fest, dass bei wachsendem Konsum die Importmengen gleich bleiben. «Das belegt, dass die Inlandproduktion bei den Konsumenten gut ankommt.»
Im Schnitt kostet Schweizer Fleisch 1,5 bis 2 Mal so viel wie Importware. Zweifel glaubt auch nicht, dass inländische Bauern den Güggeli-Bedarf decken könnten. «Der Erhalt einer Baubewilligung für einen neuen Maststall kann mehrere Jahre dauern.»
Kommt dazu, dass bei einigen Geflügelprodukte – etwa Fastfood – Konsumenten «eher auf Preis als auf Herkunft achten».
Dem Schweizer Tierschutz STS ist das Import-Poulet ein Dorn im Auge. «Aus Tierschutzsicht hätte ich am allerliebsten gar keine Fleischimporte», sagt Cesare Sciarra. Die Haltungsbedingungen im Ausland seien in der Regel geringer als in der Schweiz.
Schweizer Hühner haben es besser
Über 90 Prozent des Schweizer Poulets kommt aus BTS-Stallungen. Hier haben die Tiere zumindest zeitweise Zugang zu einem Aussenklimabereich. Zudem ist die ganze Stallfläche eingestreut. In EU-Mastbetrieben sind pro Quadratmeter rund 50 Prozent mehr Tiere zugelassen als beim Schweizer-Mindeststandard.
Sciarre glaubt nicht, dass der WTO-Anteil allein für den hohen Importanteil verantwortlich ist. «Pouletfleisch wird heutzutage als Billigfleisch verschachert». Er findet aber, dass die WTO-Regeln vermehrt ethische Anliegen bezüglich Tierhaltung berücksichtigen müssten.
Der Tierschützer fordert mehr Aufklärung für die Konsumenten, wie sich Import-Fleisch zu Schweizer Fleisch unterschiedet. Er appelliert an die Kunden, weniger Fleisch zu kaufen, dafür teureres in besserer Qualität. «Damit die Bauern für ihren zusätzlichen Aufwand auch gerecht entlöhnt werden.»