Das grosse Bombardier Drama der SBB

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Seit Dezember sind erste Bombardier-Doppelstöcker im Einsatz. Trotz massiver Verspätung funktionieren sie nicht richtig. Rückblick auf eine Pannenserie.

SBB Bombardier
Ein Mann hatte im Mai 2021 eine Frau am Hauptbahnhof Zürich vor einen einfahrenden Zug gestossen (Symbolbild). - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Dezember sind erste Bombardier-Doppelstöcker im Einsatz.
  • Noch immer sorgen Pannen bei der SBB für rote Köpfe.

Es ist der grösste Auftrag in der Geschichte der SBB: 59 Doppelstockzüge hat die Bundesbahn 2010 beim kanadischen Zugbauer bestellt. Kostenpunkt: 1,9 Milliarden Franken.

Doch seit der Bestellung hat der Staatskonzern Ärger. Diesem machte die Bundesbahn gestern Luft: «SBB ist unzufrieden mit Zuverlässigkeit der FV-Dosto von Bombardier», so der Titel der Medienmitteilung. Denn: Der neue Doppelstöcker ist alles andere als zuverlässig. Nicht akzeptabel, so das Fazit. Die Kanadier sollen die Mängel «umgehend» beheben.

Einen Blick zurück: Zwei Jahre nach der Bestellung sorgen erste technische Probleme für Ärger. Zudem kommt aus, dass der FV-Dosto nicht rollstuhltauglich ist. Und die Bundesbahn macht es dem Zugbauer nicht leichter: Sie reicht nachträglich 50 Änderungswünsche ein. Der Liefertermin verzögert sich von 2013 auf 2015.

Drei Züge kostenlos

Wie wir heute wissen, wurde auch daraus nichts. Erneut gab es Probleme in der Produktion. Ende 2014 legt Bombardier der SBB einen neuen Lieferplan vor. Demnach sollen die ersten Züge drei Jahre später zum Einsatz kommen, also 2017. Als Wiedergutmachung kündigten die Kanadier an, drei Gratis-Züge liefern zu wollen. Wert: 100 Millionen Franken.

Doch das Drama ist nicht vorbei. Ende 2016 kommt raus, dass es Software-Probleme bei den Zügen gibt. SBB-Chef Andreas Meyer glaubt mittlerweile selber nicht daran, dass die Doppelstöcker wie vereinbart geliefert werden.

Ärger für Rollstuhlfahrer

Im Frühling 2017 kommen erste Züge für eine Testfahrt aufs Gleis. Ende das Jahres klappt es beim zweiten Versuch auch mit der Zulassung. Die gute Laune ist bereits Anfang 2018 wieder vorbei. Grund: Wegen eines möglichen Konstruktionsfehlers können Rollstuhlfahrer nicht alleine aussteigen. Der Behindertendachverband reicht Beschwerde ein. Das Thema ist noch nicht gegessen. Eine Entscheidung des Bundesgerichts ist noch hängig.

Seit dem 9. Dezember verkehren die ersten Doppelstöcker zwischen Chur, St. Gallen, Zürich und Basel. Türstörungen, Softwareprobleme inklusive. Trotz fünf Jahre Verspätung. Kein Wunder, findet das die SBB nicht akzeptabel.

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