Das sind die Baustellen von Swisscom, Sunrise und Salt
Wachstum gibt es in der Telekom-Branche kaum noch. Doch die Probleme sind teilweise ganz unterschiedlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Swisscom, Sunrise und Salt haben im ersten Halbjahr weniger umgesetzt.
- Die drei Konzerne kämpfen aber mit ganz unterschiedlichen Problemen.
Die Schweizer Telekom-Branche ist auf Schrumpfkurs. Den grössten Rückgang musste der Platzhirsch hinnehmen: Zwischen Januar und Juli hat die Swisscom 2,4 Prozent weniger umgesetzt. Mit 1,7 und 1,5 Prozent ist das Umsatzminus bei Sunrise und Salt geringer.
Einige Probleme teilen sich die Konzerne: etwa der Wegfall der SMS-Umsätze. Nach der Jahrtausendwende die Cashcow der Branche, spielen die Textnachrichten für die Telekom-Konzerne heute keine Rolle mehr. WhatsApp und Co. haben den Konzernen das Geschäft zerstört.
Roaming keine Cashcow mehr
Ähnlich dürfte sich Roaming entwickeln. Jahrelang verrechneten die Firmen sündhaft teure Preise für Telefonie und Internet im Ausland. Doch seit die EU Roaming-Aufschläge abgeschafft hat, mussten auch Swisscom, Sunrise und Salt Preise senken.
Heute ist Roaming in vielen Abos inklusive. Und wer ein Auslandspaket bestellt, muss nicht mehr das Sparkonto plündern. Gut für die Kunden, schlecht für die Branche.
Andere Probleme sind hausgemacht. Swisscom verliert kontinuierlich Festnetzkunden. Allein im ersten Halbjahr 2019 nahm die Zahl der Festnetzanschlüsse um fast 12 Prozent ab. Wegen der vom Konzern selbst initiierten Umstellung auf die VoIP-Technologie springen viele Kunden ab, erklärte jüngst Moneyland-Experte Ralf Beyeler gegenüber Nau.
Als Wachstumsmarkt hat man beim blauen Riesen lange das Cloud-Geschäft gesehen. Das Hauptargument: Datencenter mit Standort Schweiz. Mittlerweile hat die US-Konkurrenz nachgezogen und bauen hierzulande Serverfarmen auf. Ein Branchenkenner zieht in einem Bericht der «Republik» ein vernichtendes Fazit: «Da hat die Swisscom keine Chance.»
Zittern wegen Fusion
Anders sieht das Bild bei Sunrise aus. In allen Bereichen wächst das Unternehmen, abgesehen von den Prepaid-Kunden. Hier musste die Nummer zwei ein Minus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen. Dass trotz Kundenwachstum bei den Handy-, TV-, Internet- und Festnetzabos der Umsatz sinkt, dürfte am zunehmenden Konkurrenzdruck.
Kopfschmerzen bereitet den Zürchern primär die geplante Fusion mit UPC. Grossaktionär Freenet will dem Zusammenschluss nicht zustimmen. In einem vierseitigen Statement bezeichnete die Sunrise-Spitze die Argumente des Ankeraktionärs als «nicht nachvollziehbar».
Offen ist auch, ob die Wettbewerbskommission dem Deal zustimmt. Eine Fusion zwischen Sunrise und der damaligen Orange haben die Wettbewerbshüter vor neun Jahren untersagt.
Gewichtige Partner verloren
Die Marke Orange ist mittlerweile verschwunden, Schwierigkeiten gibt es auch bei Nachfolgerin Salt. Coop Mobile und UPC haben ihre Verträge mit dem Westschweizer Unternehmen gekündigt. Das drückt auf Umsatz und Ertrag.
Doch selbst wenn die Abgänge beider Serviceprovider ausgeklammert wird, bleibt auf Stufe Ebitda ein Rückgang von 2,5 Prozent. Gerade Salt geht mit tiefen Preisen auf Kundenfang, was auf den Gewinn drückt.
Eigentlich gut entwickelt sich das Internetangebot Fiber, welches seit Lancierung im Vorjahr 50'000 Kunden gewonnen hat. Branchenkenner glauben allerdings, dass die Zahl mindestens verdoppelt werden muss, damit das Geschäft aufgeht.