Das steckt hinter dem Swiss-Spott der SBB
Das Wichtigste in Kürze
- Die SBB hebt mit einer Aktion die Umweltvorteile der Bahn gegenüber dem Flugzeug hervor.
- Laut einer Untersuchung ist der Preisvorteil beim Flugzeug nicht immer gegeben.
Sommerzeit ist Ferienzeit. Schweizer verreisen dann besonders gerne mit dem Flugzeug – trotz hoher Umweltbelastung.
Dem will die SBB dagegen steuern. In einer Werbe-Aktion preist sie die Umweltvorteile der Bahn an. Über Nacht hat der Staatsbetrieb darum einen Zug in ein Flugzeug «verwandelt». Dazu wurden die Fenster abgeklebt, sodass nur noch kleine Luken übrig waren – eben wie im Flugi.
Darauf steht: «Klimafreundlich durch Europa. Zürich – Berlin ab CHF 69.–» Der Schriftzug ist in Rot gehalten – und könnte auch von der Swiss stammen.
Von der Aktion hat die SBB ein Video veröffentlicht. Das zeigt neben Kundenstimmen auch einen «Chef de Wagon», der SBB-Schöggeli verteilt. Das dürfte Swiss-Kunden sehr bekannt vorkommen.
Die SBB will die Kampagne nicht weiter kommentieren. Man möchte sie für sich selbst sprechen lassen, heisst es.
SBB fährt fast klimaneutral
Dass die Bundesbahn die Umweltvorteile hervorhebt, liegt auf der Hand. Immerhin fährt die SBB zu 90 Prozent mit Wasserkraft, der Rest ist Atomstrom. «Als einziger Verkehrsträger ist die Schiene quasi klimaneutral», sagt Sprecherin Rebecca Spring zu Nau.
Das dürfte für ausländische Bahnbetreiber nicht ganz zutreffen. Die Stiftung MyClimate rechnet für eine Reise einer vierköpfigen Familie von Zürich nach Nizza beim Flugzeug mit 1110 Kilo CO2-Äquivalenten.
Der Zug kommt für die gleiche Strecke auf 171 Kilo CO2. In Deutschland sieht das Bild etwas schlechter aus, wegen des hohen Kohle-Anteils im Strommix. Besser als beim Flugzeug ist die Ökobilanz aber allemal.
Flugzeug nicht immer günstiger
Trotz Umweltvorteilen steigen gerade junge Menschen oft ins Flugzeug. Das Hauptargument ist der Preis. Wobei auch dieser Vorteil nicht immer gegeben ist. Eine jüngst publizierte Untersuchung kommt zum Schluss, dass der Zug gerade in Städtereisen oft günstiger ist als das Flugzeug. Allerdings dauert die Reise in der Regel länger.
Zu einem ähnlichen Fazit kommt eine Studie der ZHAW von 2016. Demnach war bei 82 Prozent von 720 Buchungen der Zug günstiger als das Flugzeug. Gerade dann, wenn recht kurzfristig gebucht wird.
Damit der Zug attraktiver wird, will die SBB ihr Nachzug-Angebot ausbauen. Man sei mit Partnerin ÖBB im Gespräch, erklärt Spring. Doch: «Zentral bleibt der Ausbau der Tagesverbindungen in die europäischen Nachbarsländer.»
Von einem höheren Bewusstsein für Umweltschutz profitiert die SBB bereits. Im internationalen Personenverkehr wächst die Bundesbahn, Zahlen dazu werden erst im Herbst kommuniziert.