Der SMI erreichte im ersten Halbjahr einen neuen Rekordwert
Die Börse blickt auf ein gutes erstes Halbjahr zurück – der SMI knackte einen neuen Rekord. Wachsen dürften die Aktienmärkte auch in den kommenden Monaten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Tiefzinspolitik der Zentralbanken befeuert die Aktienmärkte.
- Der SMI hat im ersten Halbjahr einen neuen Rekordwert erreicht.
Mit Recht fragen sich Investoren, wie denn das zweite Halbjahr 2021 laufen wird. Dies, nachdem schon in den ersten sechs Monaten an den Börsen gut verdient werden konnte. Die Aktienmärkte blicken auf die siebtbeste erste Jahreshälfte seit 100 Jahren zurück. Zu verdanken ist dies den Zentralbanken und ihrer «Politik des billigen Geldes».
Auch in der zweiten Jahreshälfte dürfte der Schweizer Aktienmarkt nach Einschätzung von Experten weiter zulegen. Bei Ökonomen und Aktienstrategen heisst es unisono: Es wird noch weiter nach oben gehen - allerdings mit einem gedrosselten Tempo.
Von Januar bis Juni hat der eidgenössische Leitindex SMI etwa 12 Prozent zugelegt und dabei eine Rekordmarke setzen können. Im internationalen Vergleich kann sich der SMI mit der Zuwachsrate durchaus sehen lassen. Die wichtigsten Indizes in den USA und Europa sind nur wenig stärker gestiegen.
Die Investoren werden in der nun anstehenden Berichtssaison verstärkt den Fokus auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen richten. Denn diese Entwicklung zeigt, ob die gegenwärtig anspruchsvollen Bewertungen gerechtfertigt sind, oder ob sie gar Anlass zu weiterer Kursfantasie sind.
Wachstum des SMI dürfte abflachen
Finanzanalyst Tobias Kistler von der St. Galler Kantonalbank rechnet damit, dass die Schweizer Unternehmensgewinne und damit auch der SMI im zweiten Halbjahr weiter ansteigen. Wie bei der Börse sollten sich allerdings die Wachstumsraten gegenüber dem ersten Halbjahr abflachen.
Renato Flückiger von der Valiant Bank verweist auf Unternehmen wie Bossard, Rieter, Schweiter und SFS. Die vier Firmen haben bereits erste Indikationen abgegeben und konnten bereits ihre Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr 2021 stark erhöhen. Grund dafür war die starke Nachfrage in den zwei ersten Quartalen.
Doch neben den reinen Zahlen muss auch das Sentiment stimmen. Und da sieht es gut aus. So spricht für eine Fortdauer der positiven Börsenentwicklung die weitere Normalisierung der Lebens hierzulande sowie in Europa nach den Lockdown-Massnahmen.
Davon profitiert auch der SMI. Die USA setzen ihren Erholungskurs ebenfalls fort und auch in China sollte die aktuelle Entwicklung ebenfalls andauern.
Gleichzeitig dürfte sich im Jahresverlauf die Lage bei den steigenden Inputkosten und den Lieferkettenproblemen etwas entspannen. Auch die zuletzt stark steigenden Seefrachtpreise sollten langsam wieder zurückkommen. Zur Erinnerung: Im Zuge der Pandemie hatten viele Unternehmen ihre Produktion zunächst gedrosselt, die nun erst hochgefahren werden muss.
Aktienmärkte werden anfälliger
Gleichzeitig werden die Aktienmärkte anfälliger für Rückschläge, betont Adrian Schneider von der Graubündner Kantonalbank. Dabei verweist er auf die erhöhten Bewertungen und die lauter werdenden Diskussionen um die künftige Geldpolitik der Notenbanken.
Für Jörn Spillmann, Aktienstratege der Zürcher Kantonalbank, sprechen viele Punkte dafür: Die globale Konjunktur ist in ihre reife Phase eingetreten. Allerdings, warnt Spillmann, nehmen Volatilität und Konsolidierungsphasen in der reifen Konjunkturphase zu.
In einem solchen Umfeld könnte der Schweizer Aktienmarkt gegenüber anderen Regionen an Attraktivität aber sogar gewinnen. Dafür spricht einerseits seine eher defensive Sektorstruktur aber auch die starken Bilanzen und Eigenkapitalstrukturen der hiesigen Unternehmen.
Bei der Frage, auf welche Branchen man setzen sollte, weichen die Meinungen unter dem Strich nicht sonderlich weit auseinander. So gehört die Gesundheitsbranche zu jenen, die in den nächsten Monaten nach Ansicht der Experten einiges an Potenzial bieten sollte.
Verschobene Behandlungen
Mit den voranschreitenden Impfkampagnen werden bei den Ärzten und in den Spitälern wieder Kapazitäten frei. Zuvor waren diese für Routineuntersuchungen weggefallen. Verschobene Behandlungen dürften also nachgeholt werden.
Experten wie Kistler von der SGKB oder auch Flückiger von der Valiant Bank trauen dem Finanzsektor eine bessere Entwicklung zu. «Dieser profitiert von der Wirtschaftserholung und ist zusätzlich eine Option auf möglicherweise steigende Zinsen in den USA», erklärte Kistler. «Vorteilhaft sind zudem die höheren Stände an den Aktienmärkten und die nach wie vor regen Börsengänge.»
Zu guter Letzt sollten Investoren auch exportorientierte Small- und Midcaps im Auge behalten. Bei ihnen sieht Schneider von der GKB gar das grösste Potenzial. Sie könnten ihre Margen dank starkem Wachstum stetig ausweiten und auf veränderte Bedingungen rasch reagieren.