Deshalb ist Fairtrade nicht für alle Beteiligten fair

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Zürich,

Laut einer Studie profitieren Arbeiter auf Kakaofeldern nicht vom Fairtrade-Label. Die Autoren sehen das Problem bei fehlenden Kontrollen.

Kakao
Arbeiterinnen einer Kakaoplantage in der Elfenbeinküste. Nicht alle profitieren vom Fairtrade-Label. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut einer Studie zahlt sich Fairtrade für Kakaobauern aus.
  • Landarbeiter auf dem Feld würden hingegen davon nicht profitieren.
  • Fairtrade hat beschlossen, den Mindestpreis für Kakao zu erhöhen.

Fairtrade-Produkte sollen Kakaobauern ein besseres Leben ermöglichen. Das stimmt, kommt eine Studie der Universität Göttingen und internationalen Partnern zum Schluss. Jedoch würden viele Arbeiter auf den Kakaoplantagen vom System nicht profitieren.

«Diese Landarbeiter im Kleinbauernsektor stellen eine grosse Bevölkerungsgruppe dar, die von Entwicklungsorganisationen oft übersehen wird», kommentiert Matin Qaim, Agrarökonom an der Universität Göttingen. Häufig würden diese Menschen zu den ärmsten im ländlichen Raum gehören.

Der Vorwurf: Kaum Kontrollen

Analysiert wurden Daten von 1000 Kakaobauern und Landarbeitern in der Elfenbeinküste. Diese ist grösster Kakaoproduzent der Welt.

«Für die Arbeiter auf den Farmen der Kleinbauern zeigen unsere Daten keinerlei Effekte, auch wenn die Bauern durch die Fairtrade-Zertifizierung profitieren», erklärt Eva-Marie Meemken, von der Cornell University in den USA. Ihre Kritik: «Löhne und Arbeitsbedingungen auf Tausenden kleiner Farmen zu kontrollieren, ist aufwendig und wird deswegen kaum gemacht.» Hier brauche es bessere Lösungen.

Fairtrade
Fairtrade hat den Mindestpreis für Kakao erhöht. - Keystone

«Fairtrade will, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter von Kleinbauernfamilien ein besseres Einkommen erhalten», erklärt Patricio Frei, Sprecher der Max-Havelaar-Stiftung. «Doch Kleinbauern, die selbst arm sind und kein angemessenes Einkommen verdienen, sind nicht in der Lage, ihren Arbeitskräften einen höheren Lohn zu zahlen.»

Mindestpreis für Kakao erhöht

Das Label hat 2018 eine Erhöhung des Mindestpreises der Fairtrade-Prämie beschlossen. «Dieser ist ein Sicherheitsnetz gegen Preisschwankungen auf dem Weltmarkt und deckt die Kosten einer nachhaltigen Produktion.» Zudem hat das Label die Standards für Arbeitsbedingungen der Kleinproduzenten überarbeitet.

Fairtrade zahlt den Bauern einen Mindestpreis von 2400 Dollar pro Tonne Kakaobohnen. Das macht aktuell einen grossen Unterschied: Der Kakaomarktpreis ist seit 2017 um Drittel eingebrochen. Aktuell kostet eine Tonne am Weltmarkt 2254 Dollar.

Preis für Kakao
Der Kakaopreis hat stark nachgegeben. - Finanzen.net

Das Label sieht die Probleme bei der Industrie, wie Frei erklärt: «Nach wie vor ist nur ein geringer Anteil der Schokoladenindustrie bereit, die Fairtrade-Preise für Kakao zu zahlen, sodass der Rest zu Niedrigstpreisen an den konventionellen Markt geht.» Dies verunmögliche Kakaobauern, höhere Löhne zu zahlen.

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