Fairtrade holt Kakaobauern nicht aus Armut

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Basel,

Faire Produkte sollen das Leben der Bauern verbessern. Doch wie eine Reportage zeigt, halten sich die Vorteile in Grenzen.

Kakaobauer Elfenbeinküste.
Zudem haben die Bauern in Westafrika Probleme mit den Folgen des Klimawandels. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Fairtrade- oder UTZ-zertifiziert Bauern verdienen kaum mehr als nicht-zertifizierte Bauern
  • Ausbezahlte Prämien landen oft in Kooperativen, nicht bei einzelnen Kakaobauern.

Wer fair hergestellte Schokolade will, kann diese im Supermarkt kaufen. Zumindest verspricht das Label auf der Verpackung Fairness. Zwei grosse Player gibt es hier: UTZ und das kleinere Label Fairtrade Max Havelaar. Das Problem: Wirklich besser geht es zertifizierten Kakaobauern aus der Elfenbeinküste nicht.

Beide Labels versprechen Prämien, die zum Kaufpreis dazu kommen. Dafür müssen die Bauern gewisse Anforderungen erfüllen. Etwa, wie die Bohnen geerntet und verarbeitet werden dürfen. Ziel: Mehr Effizienz, mehr Nachhaltigkeit.

Für den Mehraufwand erhalten die Bauern eine Prämie. Doch die fällt sehr gering aus, wie der «Kassensturz» berichtet. Bauer Theodore Som Sansan erntet Kakao für eine Kooperative, die UTZ-zertifiziert ist. Letztes Jahr hat er knapp 4000 Franken eingenommen. Davon waren 130 Franken Prämie. «Das hilft uns nicht aus der Armut, sie ist viel zu tief. Die Prämie müsste steigen, um uns wirklich zu unterstützen», sagt er.

Zu wenig Nachfrage

Kommt dazu: Nicht alle Bauern der Kooperative erhalten eine Prämie. Denn nur ein Teil des Kakaos kann als zertifiziert verkauft werden. «Die meisten Bauern erhalten keine Prämie, nur den Preis für herkömmlichen Kakao», so der Bauer.

Bei Fairtrade Max Havelaar sieht es etwas besser aus. Bauern erhalten einen Mindestpreis und sind darum nicht den Kursschwankungen ausgeliefert. Dazu gibt es eine Prämie von 200 US-Dollar pro Tonne Kakao. Allerdings entscheidet die Kooperative, wie das Geld eingesetzt wird. Auch hier kommen die Bauern kaum vom Fleck.

Ab Herbst will Fairtrade den Mindestpreis von 2000 auf 2400 Dollar pro Tonne erhöhen. Beim Label weiss man sehr wohl, dass das noch nicht genug ist. «Fairtrade ist kein Wundermittel», sagt Andreas Jiménez, Geschäftsleiter Fairtrade Max Havelaar dem «Kassensturz». Es brauche Zeit, damit sich die Wirkung entfalte.

Drei Händler dominieren Weltmarkt

Auch Händler, Produzenten und Konsumenten seien gefragt. Hier zeigt sich ein Problem von Fairtrade: Erhöht das Label den Mindestpreis, dürften Abnehmer abspringen. Davon gibt es nicht viele. Die Händler Barry Callebaut, Cargill und Olam kontrollieren zwei Drittel des Welthandels. Und haben eine entsprechend starke Verhandlungsposition.

Jiménez hält fest, dass sich das System für die Bauern bereits heute lohne. Und nennt als Beispiel die Kooperative Ecookim: «Durch die Prämien werden Schulen gebaut, Brunnen saniert oder Direktzahlungen geleistet.»

UTZ schreibt, dass man dem Sachverhalt nachgehen will. «Wir arbeiten intensiv und kontinuierlich daran, die anhaltenden Herausforderungen aktiv anzugehen. Unsere Anstrengungen gelten dem Ziel, den Kakaosektor nachhaltiger für alle Beteiligten zu gestallten.

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