Deutsche Bank beginnt mit weltweitem Stellenabbau
Die Deutsche Bank hat mit der Entlassungswelle begonnen. Alleine in London mussten am Montagmorgen Tausende binnen weniger Stunden ihre Schreibtische räumen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Deutsche Bank entlässt bis 2020 weltweit fast 18'000 Mitarbeiter.
- Am Montagmorgen erhielten die ersten Banker in London und New York den «weissen Brief».
- Anschliessend hatten sie nur einige Stunden Zeit, um ihre Schreibtische zu räumen.
Bei der Deutschen Bank gibt es eine riesige Umstrukturierung. Dieser fallen bis 2020 weltweit 18'000 Stellen zum Opfer. Der Konzernumbau wurde am Sonntag öffentlich gemacht, am Montag erhielten nun die ersten Banker ihr Entlassungsschreiben.
Wie die «Daily Mail» berichtet, wurden Mitarbeiter in London und New York mit «weissen Umschlägen» nach Hause geschickt. Nur Stunden zuvor erfuhren sie von ihrer Entlassung und wurden aufgefordert, ihre Schreibtische zu räumen.
Das musste schnell gehen! Einem Mitarbeiter in London wurde mitgeteilt, dass sein Türausweis in wenigen Stunden nicht mehr funktionieren würde.
Deutsche-Bank-Mitarbeiter trafen sich im Pub
Bereits um 11 Uhr verliessen laut der englischen Zeitung viele Banker «den tränen Nahe» das Gebäude. Sie trafen sich in der nächstgelegenen Kneipe. Vor dem Konzern-Gebäude wollte sich noch kaum jemand zur Situation äussern, in dem Pub lockerten sich die Zungen.
Eine IT-Spezialist erzählte von einem «sehr kurzen Treffen» am Morgen. «Das war es auch schon. Ich wurde heute Morgen gekündigt.» Ein Mitarbeiter des Aktienhandelsgeschäfts fragte mit einem Glas Sekt in der Hand: «Ich wurde entlassen, wohin sollte ich sonst gehen?»
Wie viele Entlassungen es allein in London gegeben hat, dazu wollte sich die Deutsche Bank bisher nicht äussern. Medien berichteten von etwa bis zu 3000 Mitarbeiter. Die Bank entliess am Montagmorgen auch Angestellte in Sydney, Hongkong und im gesamten asiatisch-pazifischen Raum.
In New York wurden ebenfalls «weisse Brief» verteilt. Gegenüber «eFinancial News» sagte ein Aktienexperte des Unternehmens: «Um 9.30 Uhr wurden die meisten Mitarbeiter meiner Abteilung gebeten, sich vor dem Auditorium zu melden, um entlassen zu werden.»
Keine Umzugskisten, keine Kartons: schon gestern sollen die ersten Mitarbeiter erfahren haben, wer bei der @DeutscheBank in NYC gehen muss. Die Stimmung ist dementsprechend getrübt, aber gefasst. Schon seit zwei Wochen werden die Büros leer geräumt, erzählt mir ein Angestellter. pic.twitter.com/4eQcIB7u8N
— Sabrina Keßler (@SabrinaKessIer) July 8, 2019
Deutsche Bank baut um
Der angekündigte Konzernumbau wird die grösste Umstrukturierung des Investmentsektors der Deutschen Bank seit dem Finanzcrash. Weltweit soll die Anzahl Mitarbeiter von 91'500 um gut 20 Prozent auf 74'000 reduziert werden. Mit den Massenentlassungen kann die Bank ihre jährlichen Kosten um 6,7 Milliarden Schweizer Franken senken.
Die nächste Welle des Stellenabbaus dürfte den Hauptsitz Frankfurt treffen. Dort könnten auch leitende Angestellten entlassen werden. Eine jüngste Änderung im deutschen Arbeitsrecht erleichtert es Personen zu kündigen, die bis zu 234'000 Euro verdienen.
Die Banker in Deutschland sind aber durch das strengere Arbeitsrecht besser geschützt als beispielsweise in London und New York. Der Konzern hat deshalb verlauten lassen, dass die Einzelhandelsmitarbeiter in Deutschland bis Mitte 2021 nicht gegen ihren Willen entlassen werden.
Deutsche Bank hat seit Jahren Probleme
Geschäftsführer Christian Sewing – der 7,4 Millionen Schweizer Franken pro Jahr verdient – bezeichnete den Stellenabbau als der «schwierigste und schmerzhafteste Teil» der Entscheidungsfindung. «Die Menschen und ihr Schicksal sind uns sehr wichtig», wird Sewing zitiert.
Die Deutsche Bank will das verlustbringende Aktienhandelsgeschäft schliessen. Das Geschäft mit Anleihen und Zinssätzen soll eingeschränkt werden. Die Deutsche kämpft seit Jahren mit aufsichtsrechtlichen Sanktionen und Bussgeldern, schwachen Gewinnen, hohen Kosten und einem fallenden Aktienkurs.
Der Konzern hatte drei Jahre in Folge keinen Jahresgewinn erwirtschaftet, bevor sie für 2018 ein positives Ergebnis verzeichnete. CEO Sewing übernahm im vergangenen Jahr und versprach eine schnellere Restrukturierung. Für die Konzernspitze handelte sein Vorgänger John Cryan in diesem Bereich zu langsam.