Deutsche Industrie fürchtet anhaltende Rezession wegen Coronavirus

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Deutschland,

Deutschlands Wirtschaft spürt immer deutlicher die Folgen der Ausbreitung des Coronavirus.

Containerverladung in Dortmund
Containerverladung in Dortmund - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Hotel- und Gaststättenverband fordert nach Veranstaltungsabsagen rasche Hilfe.

«Nicht Brexit, nicht Trump, sondern das Coronavirus» habe derzeit «den grössten negativen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung», erklärte der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) am Donnerstag und warnte vor einer anhaltenden Rezession. Unterdessen wurden wegen der Epidemie vorsorglich weitere Veranstaltungen abgesagt. Angesichts massiver Geschäftseinbussen forderte der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) staatliche Hilfe.

Infolge des Coronavirus und der «weltwirtschaftlichen Schwäche» drohe das Wirtschaftswachstum in Deutschland «fast zum Erliegen zu kommen», warnt der BDI in seinem jüngsten Quartalsbericht. Der Verband erwartet für 2020 ein leicht sinkendes Wachstum von 0,5 Prozent - wobei die tatsächlichen Auswirkungen des Virus noch unklar seien. Blieben im zweiten Quartal «Anzeichen einer wirtschaftlichen Normalisierung» aus, könne die deutsche Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr sogar sinken.

Neben dem stark von China, Italien und anderen betroffenen Ländern abhängigen Exportgeschäft sieht der Industrieverband seine ohnehin angeschlagene Branche besonders gefährdet. Laut BDI waren die Industrieproduktion und die Zahl der Auftragseingänge zum Ende vergangenen Jahres stetig rückläufig. Wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag mitteilte, wurde der Abwärtstrend in den Auftragsbüchern zu Jahresbeginn zwar gestoppt - allerdings «noch bevor die Ausbreitung des Coronavirus ihr volles Ausmass erreicht hatte».

Auch der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagebau (VDMA) erklärte, ein Auftragszuwachs um sieben Prozent im Januar sei «leider kein Zeichen für eine nachhaltige Konjunkturbelebung» und erwartet nach eigenen Angaben neue Einbussen durch Produktionsausfälle in China und «Einschränkungen entlang der Lieferkette».

In der Modebranche rechnet das süddeutsche Unternehmen Hugo Boss mit Umsatz- und Ergebniseinbussen infolge der Epidemie in China. Dort stieg der Umsatz im vergangenen Jahr noch «deutlich zweistellig», wie das Unternehmen am Donnerstag erklärte. Nun sei das Geschäft «erheblich beeinträchtigt».

Seit Ende Januar ist demnach «mehr als die Hälfte der rund 150 eigenen Verkaufspunkte auf dem chinesischen Festland, in Hongkong und in Macau geschlossen». Die übrigen arbeiten eingeschränkt «und verzeichnen einen erheblichen Besucherrückgang». Für 2020 erwartet Hugo Boss für den gesamten Raum Asien und Pazifik einen Umsatzrückgang «im einstelligen Prozentbereich».

In Deutschland fielen dem Virus unterdessen weitere Veranstaltungen zum Opfer, darunter die für Ende März geplante Bildungsmesse Didacta in Stuttgart. «Die zuletzt deutlich gestiegene Zahl von Infizierten in Deutschland» habe zu einem Verbot durch die zuständigen Gesundheits- und Ordnungsämter geführt, erklärte die Messe Stuttgart, die ursprünglich 85.000 Besucher und 950 Aussteller erwartet hatte und nun «mit Hochdruck» einen Alternativtermin sucht.

Die IG Metall-Bezirksvertretung für Berlin, Brandenburg und Sachsen sagte ihren für den 14. März geplanten Tarifauftakt mit etwa 1500 Mitgliedern in Leipzig ab. In den vergangenen Tagen war bereits eine Reihe von Grossveranstaltungen abgesagt oder verschoben worden, darunter die Tourismusmesse ITB in Berlin, die Leipziger Buchmesse und die Hannover Messe.

Hotels, Eventcaterer und Gastronomiebetriebe seien davon «massiv betroffen», sagte die Dehoga-Geschäftsführerin Ingrid Hartges den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Sie forderte von der Bundesregierung Unterstützung in Form von Liquiditätshilfen und Förderprogrammen, ausserdem Steuererleichterungen sowie eine vereinfachte Kurzarbeiterregelung. Es dürfe nicht zugelassen werden, «dass Existenzen vernichtet werden».

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