Die SBB sucht 1000 neue Lokführer
Das Wichtigste in Kürze
- Binnen fünf Jahren muss die SBB 1000 Lokführer ersetzen.
- Zahlreiche Mitarbeiter verabschieden sich bis dahin in den Ruhestand.
- Die Gewerkschaft kritisiert die SBB, dass sie diese Entwicklung verpasst haben.
Die SBB hat ein Problem: In den nächsten fünf Jahren gehen zahlreiche Lokführer aus «einstellungsreichen» Jahren in Pension. Darum müssten die Bundesbahnen in diesem Zeitraum 1000 neue Lokführer einstellen. Eine Utopie, findet die Gewerkschaft, und wirft der SBB vor, diese Entwicklung verschlafen zu haben.
Tiefe Löhne, unregelmässige Arbeitszeiten, kaum planbare Freizeit und schwierige Vereinbarkeit mit der Familie: Was früher der Traumberuf vieler Buben war, sei heute für Einsteiger einfach nicht mehr attraktiv. Das sagte der Präsident der Lokführer-Gewerkschaft SEV-LPV, Hans-Ruedi Schürch, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Er bestätigte damit eine Meldung im «Blick». Viel zu lange hätten sich die SBB auf das Traumberuf-Image verlassen und zu wenig Lokführer ausgebildet. Bei einem Ausbildungslohn von 45'000 Franken brutto aber könnten zum Beispiel junge Familienväter kaum mehr angelockt werde. Und auch der Lohnanstieg sei nicht befriedigend.
Die Schweizerische Bundesbahnen räumen auf Anfrage ein, dass jüngere Generationen weniger motiviert seien, den Beruf des Lokführers zu erlernen. Aber SBB-Sprecher Reto Schärli betont, der Beruf habe trotz der laufenden Automatisierung Zukunft. Denn Fachleute würden auch bei selbstfahrenden Zügen benötigt, vor allem in «ausserordentlichen Betriebslagen».
SBB beschäftigen aktuell 3500 Lokführer
Zurzeit beschäftige die SBB rund 3500 Lokführerinnen und Lokführer. Wegen des Ausbaus des Bahnangebots würden aber mehr Fachleute benötigt. Deshalb gebe es heute «jährlich zehn bis zwölf Ausbildungsklassen», gegenüber drei bis vier in früheren Jahren. Das schrieben die SBB auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Gemäss Schürch werden die gewünschten Klassengrössen von 12 bis 18 Anwärterinnen und Anwärtern aber zunehmend nicht mehr erreicht.
Zu reden gibt auch das Planungstool, das seit 2017 für die Lokführer der Schweizerische Bundesbahnen zum Einsatz kommt. Denn dieses sei unproduktiv, unübersichtlich und führe zu einem Mehrbedarf an Lokführern, sagte Schürch.
So war vor einer Woche der Mehrbedarf an Lokführern «wegen zahlreichen Baustellen und Zusatzzügen» in der Region Zürich unterschätzt worden: Zu wenige Mitarbeiter wurden eingeteilt. Das führte dazu, dass morgens und abends 25 Züge nicht gefahren werden konnten. Die Reisenden mussten auf die regulären Verbindungen gelenkt werden.