Droht bald Zwangswerbung beim Replay-TV?
Das Wichtigste in Kürze
- TV-Sender und Telekom-Firmem diskutieren Werbe-Lösungen beim Replay-TV.
- Der Nationalrat hat letztes Jahr ein Vorspul-Verbot deutlich abgelehnt.
Zeitversetztes Fernsehen boomt in der Schweiz. Das führt die TV-Sender zu einem Problem: Werbung wird vom Zuschauer einfach übersprungen.
Die Sender erarbeiten darum mit Verbreitern, der Telekom- und Kabelnetzbetreibern an einer Lösung. «Wir diskutieren die Frage, ob es technisch möglich ist, dass sicg beim Replay-TV einige Spots nicht mehr überspulen lassen.» Dies sagt Stefan Flück, Leiter Rechtsdienst von Suissedigital gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Dem Verband gehören etwa die UPC und Quickline an.
Dieses Thema hat im Vorjahr bereits die Politik beschäftigt. Die Rechtskommission des Nationalrats wollte das Urheberrecht ändern. Damit hätten TV-Anbieter von den Sendern die Zustimmung für ein Überspulen der Werbung einholen müssen. Im Nationalrat wurde das Anliegen schlussendlich abgeschmettert.
Neue Lösung verhandelt
SP-Nationalrat Matthias Aebischer erklärt der Zeitung: «Das geschah, weil die TV-Verbreiter uns damals zugesagt hatten, mit den Sendern über eine einvernehmliche Lösung zu verhandeln.»
Wie die Lösung aussieht, ist noch offen. Dominik Kaiser, Chef von 3+, macht im Bericht einen konkreten Vorschlag: «Eine aus Sendersicht ideale Lösung könnte sein, dass die Verwerter die Replay-Dauer massiv erhöhen und uns Sendern im Gegenzug zugestehen, dass kurze TV-Spots nicht mehr überspult werden können.»
Er sieht so eine Win-Win-Situation. «Die Verbreiter bekämen so mehr Inhalte und würden attraktiver im Wettbewerb mit Streamingplattformen. Und die Sender könnten ihre Werbeeinnahmen sichern.»
«Singlespots werden kaum geskippt»
Davon würden auch Konsumenten profitieren. «Wenn man den Zuschauern zeigt, wie viel mehr Inhalt sie bekommen, wären sie meiner Meinung nach bereit, sich ganz kurze Spots anzuschauen», so Kaiser. «Unser neuester Sender 6+ beweist das schon, Singlespots werden kaum geskippt.»
Eine nächste Verhandlungsrunde startet im August. Schon heute warnt die Stiftung für Konsumentenschutz: «Es darf keine Einigung auf dem Rücken der TV-Nutzer geben, damit die Anbieter weiter Profite machen können.»