Droht bald Zwangswerbung beim Replay-TV?

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Letztes Jahr hat der Nationalrat ein Vorspul-Verbot beim Replay-TV abgeschmettert. Doch das Thema ist damit nicht vom Tisch.

Replay TV
Werbung überspulen könnte beim Replay-TV bald Geschichte sein. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • TV-Sender und Telekom-Firmem diskutieren Werbe-Lösungen beim Replay-TV.
  • Der Nationalrat hat letztes Jahr ein Vorspul-Verbot deutlich abgelehnt.

Zeitversetztes Fernsehen boomt in der Schweiz. Das führt die TV-Sender zu einem Problem: Werbung wird vom Zuschauer einfach übersprungen.

Die Sender erarbeiten darum mit Verbreitern, der Telekom- und Kabelnetzbetreibern an einer Lösung. «Wir diskutieren die Frage, ob es technisch möglich ist, dass sicg beim Replay-TV einige Spots nicht mehr überspulen lassen.» Dies sagt Stefan Flück, Leiter Rechtsdienst von Suissedigital gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Dem Verband gehören etwa die UPC und Quickline an.

Dieses Thema hat im Vorjahr bereits die Politik beschäftigt. Die Rechtskommission des Nationalrats wollte das Urheberrecht ändern. Damit hätten TV-Anbieter von den Sendern die Zustimmung für ein Überspulen der Werbung einholen müssen. Im Nationalrat wurde das Anliegen schlussendlich abgeschmettert.

Neue Lösung verhandelt

SP-Nationalrat Matthias Aebischer erklärt der Zeitung: «Das geschah, weil die TV-Verbreiter uns damals zugesagt hatten, mit den Sendern über eine einvernehmliche Lösung zu verhandeln.»

Wie die Lösung aussieht, ist noch offen. Dominik Kaiser, Chef von 3+, macht im Bericht einen konkreten Vorschlag: «Eine aus Sendersicht ideale Lösung könnte sein, dass die Verwerter die Replay-Dauer massiv erhöhen und uns Sendern im Gegenzug zugestehen, dass kurze TV-Spots nicht mehr überspult werden können.»

Er sieht so eine Win-Win-Situation. «Die Verbreiter bekämen so mehr Inhalte und würden ­attraktiver im Wettbewerb mit Streamingplattformen. Und die Sender könnten ihre Werbe­einnahmen sichern.»

«Singlespots werden kaum geskippt»

Davon würden auch Konsumenten profitieren. «Wenn man den Zuschauern zeigt, wie viel mehr Inhalt sie ­bekommen, wären sie meiner Meinung nach bereit, sich ganz kurze Spots anzuschauen», so Kaiser. «Unser neuester Sender 6+ beweist das schon, Singlespots werden kaum geskippt.»

Eine nächste Verhandlungsrunde startet im August. Schon heute warnt die Stiftung für Konsumentenschutz: «Es darf keine Einigung auf dem ­Rücken der TV-Nutzer geben, ­damit die Anbieter weiter ­Profite machen können.»

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