EZB erhöht Zinsen – Franken bleibt trotzdem gefragt
Das Wichtigste in Kürze
- Auch nach der Zinserhöhung der EZB bleibt der Franken stark.
- Um 75 Basispunkte erhöhte die Europäische Zentralbank die Zinsen.
- Die Inflation ist mit 9,1 Prozent in der Eurozone deutlich höher als in der Schweiz.
Trotz krisengeplagter Zeiten bleibt der Schweizer Franken eine beliebte Anlaufstelle. Am Donnerstag erhöhte die EZB (Europäische Zentralbank) die Zinsen auf ein Rekordhoch.
Denn nach wie vor ist das Umfeld von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Trotzdem blieb die Währung der Schweiz stark.
Am Vortag vor der Zinserhöhung der EZB kostete ein Euro mit 0,9630 Franken noch knapp 98 Rappen. Am Freitagmittag mussten nur noch gut 96 Rappen je Euro auf den Tisch gelegt werden.
EZB hebt Leitzins um 75 Basispunkte
Die EZB hatte am Donnerstag die stärkste Zinsanhebung seit ihrem Bestehen durchgeführt. Dabei hat sie den Leitzins gleich um 75 Basispunkte (BP) erhöht. Zudem stellte sie weitere kräftige Erhöhungen in Aussicht.
Normalerweise erhöhen steigende Zinsen die Attraktivität einer Währung in den Augen von Anlegern. Daher führen sie dazu, dass mehr Kapital in diese Währung fliesst. Doch nicht in jedem Fall, wie die jüngste Entwicklung des Euro-Franken-Kurses zeigt.
Inflation in Eurozone höher als in der Schweiz
Die Inflation ist in der Eurozone mit 9,1 Prozent im August deutlich höher als in der Schweiz mit 3,5 Prozent. Das ist einer der Gründe, laut Ökonomen. Ausserdem leidet der Euroraum viel stärker unter der drohenden Energiekrise und die Konjunktur. Er zeigt einige Schwächen, verursacht durch die Folgen des Ukrainekriegs, der Lieferengpässe, auch durch einen nachlassenden Konsum.
Für den Franken spricht zudem, dass der Schweizerischen Nationalbank (SNB) eine striktere Gangart hinsichtlich der Inflationsbekämpfung nachgesagt wird.
So geht die Privatbank J. Safra Sarasin davon aus, dass die SNB die Inflation weiterhin präventiv bekämpfen werde. Die SNB sei in der Lage die Inflation wieder auf das von ihr angestrebte Niveau von zwei Prozent zu bringen. Das heisst es auch bei der UBS.
Und dieser Ansicht ist wohl auch der Markt. Denn im Sog der EZB-Zinserhöhung stiegen nämlich auch die Zinserhöhungserwartungen an die SNB.
Die SNB wird wohl Leitzins auch erhöhen
Die SNB dürfte demnach bei der Veröffentlichung ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung am 22. September ihren Leitzins ebenfalls um 75 Basispunkte erhöhen. Im Juni hatte die SNB die Märkte mit einer Erhöhung des Leitzinses um 50 BP auf -0,25 Prozent überrascht.
Kommt dazu, dass die SNB anders als noch vor nicht allzu langer Zeit, den Franken nicht mehr als überbewertet beurteilt. Sie interveniert gegen den Franken am Devisenmarkt. Im Gegenteil, sie lässt eine Aufwertung des Frankens zu, da er ihr beim Kampf gegen die Inflation hilft.
Geldpolitische Schraube auch bei SNB angezogen
Die derzeitige Aufwertung des Frankens aufgrund des hohen inflationären Drucks derzeit wohl «mehr nütze als schade.» Das hatte SNB-Präsident Thomas Jordan am Vortag auf einer Veranstaltung in Zürich bekräftigt.
Damit dies weiterhin so bleibt, müsse die SNB daher die geldpolitische Schraube ebenfalls anziehen, heisst es am Markt. Daher wird auch ein grosser Schritt der SNB von einem vollen Prozentpunkt nicht mehr ausgeschlossen. Das wiederum lässt Geld in den Franken fliessen. Denn ein solcher Riesenschritt würde dem Franken kräftig Auftrieb geben, ist die Valiant Bank überzeugt.