Facebook-Währung Libra kämpft mit massivem Gegenwind

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Partner springen ab, Regierungen wollen Libra verhindern. Die Facebook-Kryptowährung kämpft vor der Lancierung mit haufenweise Problemen.

Libra.
Paypal steigt aus dem Projekt für das Digitalgeld Libra aus. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Paypal ist kein Partner der Facebook-Währung Libra mehr.
  • Vonseiten der EU und der USA hat die Währung massiv Gegenwind, nicht aber aus der Schweiz.

Als Facebook ankündigte, eine eigene Kryptowährung zu lancieren, hatte das soziale Netzwerk bereits 28 Partner im Gepäck. Darunter Uber, Vodafone,Visa, Mastercard oder Paypal.

Doch mittlerweile kehren einige Partner der Facebook-Währung Libra den Rücken. Paypal hat seinen Rückzug nun offiziell bekanntgegeben. Man wolle sich auf das Kerngeschäft konzentrieren, so die Begründung. Unsicher ist auch, ob Mastercard und Visa noch lange Teil des Facebook-Projekts sein werden.

Fakt ist: Der grosse Widerstand aus der Politik schreckt die beiden Kreditkartenfirmen offenbar ab.

Gefahr für Finanzstabilität

Die Europäische Zentralbank (EZB) befürchtet, dass die Kryptowährung die Finanzstabilität der Euro-Zone gefährden könnte. Nicht ganz unberechtigt: Immerhin nutzt jeder dritte Mensch der Welt Facebook. Lanciert das soziale Netzwerk eine Währung, hat dies durchaus Gewicht.

Paypal
Der Online-Bezahldienst Paypal steigt bei Facebooks geplanter Digitalwährung Libra aus. - Keystone

Weitere Risiken sehen die Währungshüter in der Bekämpfung von Geldwäsche, Konsumenten- und Datenschutz oder der Einhaltung von Steuervorschriften. Ähnlich kritisch klingt es auf Regierungsebene.

Libra
Finanzminister Bruno Le Maire hält von Libra wenig. - AFP

Der französische Finanzminister Bruno Le Maire sagt, Libra sei in der EU zurückzuweisen. Und laut der NZZ will sich Berlin dafür einsetzten, dass Stablecoins keine Alternative zu staatlichen Währungen würden. Damit dürfte primär die Facebook-Währung gemeint sein.

An bestehende Währung gebunden

Libra ist ein Stablecoin, weil die Digital-Währung an bestehende Währungen – etwa den Dollar – gebunden ist. Dadurch sind extreme Kursschwankungen, wie etwa beim Bitcoin, nicht möglich.

Ähnlich wie in Europa ist die Stimmung auch in den USA. Die Demokratin Maxine Waters hat einen Gesetzesentwurf verfasst, der Tech-Konzerne aus dem Finanzgeschäft verbannen will.

Kritik kommt auch von der US-Notenbank. Fed-Präsident Jerome Powell hat ähnliche Bedenken wie seine Kollegen bei der EZB. Und auch US-Präsident Donald Trump glaubt, Digital-Währungen würden Kriminellen Tür und Tor öffnen.

Kritische Töne gibt es auch aus der US-Tech-Branche selbst. Apple-Chef Tim Cook erklärte letzte Woche, dass Währungen in der Verantwortung von Ländern sein sollen. «Eine private Firma sollte nicht versuchen, so mehr Macht zu erhalten.»

Thomas Jordan sieht Potenzial

Und in der Schweiz? Auch hier gibt es kritische Stimmen. Nationalbank-Präsident Thomas Jordan glaubt, dass die Facebook-Währung die Wirksamkeit der Geldpolitik beeinträchtigen könnte.

Thomas Jordan Nationalbank
Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank. - Keystone

Er sieht in Stablecoins wie Libra als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel durchaus Potenzial. Das Whitepaper bezeichnete der Währungshüter als «professionell».

Beim Bundesrat läuten die Alarmglocken ebenfalls nicht. Die Haltung gegenüber Libra ist eher positiv, wie eine Antwort auf eine Interpellation zeigt. «Die Sitzwahl der Libra-Verwaltungsorganisation in Genf ist ein positives Zeichen für den Wirtschaftsstandort Schweiz.» Den Entscheid, die Libra Association in Genf anzusiedeln, erweist sich spätestens jetzt als guter Schachzug.

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