Franken nahe Mehrjahres-Höchstkursen zu Dollar und Euro
Die Eskalation im Zollstreit hat starke Auswirkungen auf die Devisenmärkte, wodurch Anleger vermehrt in sichere Häfen wie den Schweizer Franken flüchteten.

Die Eskalation im Zollstreit wirkt sich auch stark auf die Devisenmärkte aus. So flüchten Anleger in klassische sichere Häfen, zu denen im Währungsbereich insbesondere auch der Schweizer Franken zählt. Die hiesige Währung bewegt sich mittlerweile im Bereich von Allzeit- oder Mehrjahreshochs gegenüber der US-Währung und dem Euro.
Zum US-Dollar notierte der Franken um 13 Uhr bei 0,8390, im asiatischen Handel ganz früh am Morgen sackte der Kurs bis auf 0,8381 ab. Dies war das tiefste Niveau seit Anfang September letzten Jahres – deutlich tiefer notierte das Währungspaar lediglich unmittelbar nach der überraschenden Aufhebung des Euro-Mindestkurses der SNB im Januar 2015, die starke Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst hatte.
Damals hatten die Kurssysteme für ein paar Stunden allerdings Probleme, überhaupt richtige Kurse zu stellen beziehungsweise es kamen für eine gewisse Zeit kaum Transaktionen zustande. Insofern dürfte es sich bei den aktuellen Kursen um eine Art Allzeit-Hoch handeln.
Euro erreicht niedrigsten Kurs seit 25 Jahren
Etwas klarer sieht es zum Euro aus. Aktuell kostet der Euro noch 0,9271 Franken, im bisherigen Tagestief waren es gar 0,9266. Ähnlich wenig wie derzeit wurde einzig Ende 2023 in einem dünnen Handel kurz vor Silvester bezahlt. Klar billiger jedenfalls war ein Euro in seiner rund 25-jährigen Geschichte jedenfalls noch nie.
Werden anstelle der nominalen allerdings die realen Wechselkurse genommen, sieht die Rechnung etwas anders aus. Da die Inflation in der Schweiz in den letzten paar Jahren deutlich geringer war, ist die reale Aufwertung deutlich geringer als die nominale.
Die jüngste Aufwärtsbewegung des Frankens hat sich allerdings in sehr kurzer Zeit abgespielt: Genau vor einer Woche – und damit ein paar Stunden, bevor Donald Trump seinen Zoll-Hammer auspackte – mussten für einen Dollar noch über 88 Rappen bezahlt werden. Und der Euro kostete Mitte März noch über 96 Rappen.
Laut der Commerzbank ist der Franken der klare Gewinner der US-Zollpolitik, ein «sicherer Hafen wie aus dem Lehrbuch», so die Experten. Wie lange die SNB dieser Bewegung aber noch tatenlos zuschaue, sei nun die Frage.
Zinsspielraum ist begrenzt
Angesichts des geringen Zinsspielraums werde sie wohl zu ihrem altbewährten Mittel der verstärkten Devisenmarktintervention greifen. Allerdings wohl diesmal ohne vorige verbale Warnschüsse, um nicht unnötig die Aufmerksamkeit des Weissen Hauses auf sich zu ziehen und als Währungsmanipulator bezichtigt zu werden.
Bei J. Safra Sarasin erwartet man derweil kurzfristig weiteren Aufwärtsdruck auf den Franken. Die von Präsident Trump neu eingeführten gegenseitigen Zölle sprächen daher für eine weitere Senkung im Juni, was den Aufwärtsdruck auf den Schweizer Franken dann dämpfen dürfte.
Allerdings dürften der Druck aufgrund der erhöhten politischen Unsicherheit in den USA auch mittelfristig anhalten. Die SNB werde die allgemeine Dynamik des Schweizer Frankens jedenfalls genau verfolgen, und Devisenmarktinterventionen würden wahrscheinlicher, wenn die Währung weiterhin rasch an Wert gewinne, glauben auch die Analysten der Schweizer Privatbank.