Geschäftsmodelle der Mitbenutzung breiten sich im Luxussektor aus
Die Geschäftsmodelle der Mitbenutzung breiten sich auch im Schweizer Luxussektor aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Miet-Trend hat in der Schweiz nun auch Schmuck und Kleider erreicht.
- So können sich auch Normalos den Luxus der oberen 10 Prozent mal gönnen.
Ein Auto zu mieten oder ein Velo ist für die Schweizer Bevölkerung nichts ungewöhnliches mehr, im Gegensatz zur Miete einer Luxusuhr. So etwas ist in den USA schon verbreiteter.
Der Hauptaktionär des Uhrenherstellers Dubois, Thomas Steinemann, zeigt sich überzeugt, dass die Nachfrage nach einer Miete von Luxusuhren auch in der Schweiz abheben werde. «Das braucht Zeit, aber das Geschäft hat Zukunft», sagt er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Nach einer Testphase im Jahr 2016 hat die Basler Uhrenmarke das Vermietungsangebot im Internet im vergangenen Jahr definitiv eingeführt.
Derzeit stünden 18 Uhren zur Auswahl, sagt Steinemann. In einer ersten Phase war das Mietangebot auf die Dubois-Aktionäre beschränkt. Dann wurde es für Familienmitglieder und Freunde geöffnet.
Die Uhren mit einem Preis zwischen 4000 und 9000 Franken würden für 80 bis 150 Franken pro Monat vermietet. Die Mietdauer beläuft sich auf einen bis zwölf Monate. Zudem wird eine Einmalgebühr von 150 Franken erhoben.
Lieferschwierigkeiten bei weltweiter Vermietung
«Zuerst wollten wir das Angebot weltweit lancieren, aber wir mussten feststellen, dass das aus logistischen Gründen nicht ganz so einfach ist», sagt Steinemann, der das Unternehmen vor acht Jahren gekauft hat. Die Marke will im nächsten Jahr etablierte Partner in den USA und im Mittleren Osten für ihr Angebot suchen.
«Wir haben regelmässig fünf bis zehn Uhren vermietet», sagt Steinemann. Die meisten Kunden seien zwischen 40 und 45 Jahren alt.
Gewisse Kunden nehmen zwei bis drei Modelle für einen Monat. «Wir haben auch einen Kunden, der ein Exemplar für zwölf Monate gemietet hat. Aber das ist eher die Ausnahme», sagt Steinemann.
Kleider für Hochzeiten oder Opern
Bei den Kleidern bestätigen die beiden Initiantinnen von Ragfair, dass es eine Nachfrage nach der Miete von Kleidern und Accessoirs für spezielle Anlässe wie Opern oder Hochzeiten bestehe. «Die Nachfrage ist noch klein, aber sie wächst von Monat zu Monat», versichern Elena Romanowska und Natalia Pinskaya. Speziell im Sommer und auf die Festtage am Jahresende hin nimmt die Nachfrage deutlich zu.
Der schnelle Wandel der Konsumgewohnheiten im Bekleidungssektor (im Fachjargon «fast fashion» genannt) hat die beiden Dreissigjährigen zur Gründung ihres Jungunternehmens im vergangenen Jahr bewogen. «Wie die meisten Frauen haben wir oft das Gefühl, nichts anzuziehen zu haben, obwohl unsere Kleiderschränke voll sind», gestehen sie ein.
Zwischen 2000 und 2014 hat sich die globale Bekleidungsproduktion verdoppelt. Gleichzeitig stieg laut dem Beratungsunternehmen McKinsey die Zahl der jährlich gekauften Kleider um 60 Prozent dank billigerer Kleider und der häufigen Erneuerung der Kollektionen.
Drei Teile für 129 Fr. pro Monat
Die Zürcher Startup-Firma hat durchschnittlich zehn Kunden, die für diesen Service 129 Franken pro Monat bezahlen. Damit können sie drei Teile mieten. «Man kann ein komplettes Outfit inklusive Kleid, Tasche und Accessoires mieten», sagt Natalia Pinskaya.
Die beiden Unternehmerinnen decken sich bei jungen Designern auf der ganzen Welt ein oder kaufen Occasionkleidung von sehr bekannten Modemarken. «Wir hatten die Befürchtung, dass unsere Kundinnen durch das Tragen von Second-Hand-Kleidung abgeschreckt würden. Aber das ist zum Glück nicht der Fall», sagt Elena Romanowska.
Ein Jahr nach dem Start ihrer Website hat Ragfair nun 500 Stück am Lager und will ab nächstem Jahr in die Westschweiz expandieren. Bis Ende des Jahres wird die Vermietung nur für einige Tage eingeführt, statt bisher für einen ganzen Monat. «Um uns weiterzuentwickeln, denken wir auch darüber nach, Mittel von Investoren zu beschaffen», sagen sie.