Gewerkschafter fordern geringere Arbeitszeiten statt mehr Teilzeit
Der Gewerkschaftsbund fordert, dass die Arbeitszeit bei gleichbleibendem Lohn gesenkt wird. Beim Arbeitgeberverband stösst man damit aber auf taube Ohren.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizerinnen und Schweizer arbeiten gerne Teilzeit.
- Ein SGB-Ökonom wünscht sich geringere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn statt mehr Teilzeit.
- Beim Arbeitgeberverband sieht man die Idee kritisch.
Teilzeitarbeit liegt im Trend. Laut aktuellen Zahlen des Bundes arbeiten 19 Prozent der Männer und 58 Prozent der Frauen in der Schweiz Teilzeit. Zwischen 1991 und 2010 ist der Anteil an Teilzeitarbeitnehmenden von 25 auf 35 Prozent gestiegen.
Die jüngeren Generationen tun dies oft aus Selbstverwirklichungsgründen, während ältere Generationen wegen der gestiegenen Belastung ihr Pensum reduzieren. Dies sagt der Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), Daniel Lampart, im «Beobachter».
SGB will weniger Arbeitszeit bei gleichem Lohn
Teilzeitarbeit ist aber nicht überall akzeptiert. Lampart fordert deshalb, die Arbeitszeiten zu senken – bei gleichbleibendem Lohn. Dies sei bis 1990 sogar üblich gewesen.
«Damals wurden die Arbeitszeiten alle zehn Jahre ein bis zwei Stunden verkürzt. Bei gleichem Lohn.» Seither stehe man still, die Arbeitgeber beteiligten sich nicht mehr.
Auch über die Umsetzung hat sich Lampart Gedanken gemacht: Weniger «sinnlose Zeit am Arbeitsplatz» und «keine Leerläufe» – dann könne man auch die Arbeitszeit verkürzen. Doch aktuell sehe er eher eine Entwicklung in die andere Richtung.
Arbeitgeberverband winkt ab
Der Vorschlag von Lampart für weniger Arbeitszeit stösst beim Arbeitgeberverband – erwartungsgemäss – auf wenig Gegenliebe.
«Die tatsächlich geleistete Jahresarbeitszeit in der Schweiz hat in den letzten 20 Jahren deutlich abgenommen. Konkret arbeiteten die Menschen in der Schweiz im Jahr 2021 mehr als zehn Prozent weniger als zu Beginn der Nullerjahre.» Dies schreibt der Schweizerische Arbeitgeberverband auf Anfrage.
Ausserdem fehle wegen des Fachkräftemangels bereits jetzt das nötige Personal, um die Arbeit zu erledigen. Eine Reduzierung der Arbeitszeit wäre deshalb der falsche Weg. Deswegen spreche man sich klar gegen eine weitere Senkung der Arbeitszeiten bei gleichbleibendem Lohn aus.