Ghosn kein Einzelfall: Auch diese Manager sind spektakulär geflohen
In einem Koffer ist Carlos Ghosn nach Beirut geflohen. Er ist nicht der erste Manager, der der Justiz einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Das Wichtigste in Kürze
- Carlos Ghosn ist von Japan in den Libanon geflohen.
- Rohstoffhändler Marc Rich floh einst aus den USA in die Schweiz.
Es ist eine Frage der Zeit, bis die Flucht von Carlos Ghosn verfilmt wird. Der frühere Nissan-Chef ist spektakulär von Tokio nach Beirut geflohen.
Mit seiner Flucht bewies der ehemalige Auto-Manager mehr Kreativität als mancher James-Bond-Bösewicht: Gemäss Medienberichten versteckte sich Ghosn im Kasten eines Musikinstruments. Zuvor hatte er eine private Sicherheitsfirma angeheuert, welche sich als Musikgruppe ausgab.
Statement from Carlos Ghosn:
— Hala Gorani (@HalaGorani) January 2, 2020
“There has been speculation in the media that my wife Carole, and other members of my family played a role in my departure from Japan. All such speculation is inaccurate and false. I alone arranged for my departure. My family had no role whatsoever”
Wochenlang sass der einst gefeierte Manager in Untersuchungshaft. Eine Anklage gab es nicht, dafür viele Vorwürfe. Über 40 Millionen Euro Firmengelder soll der Top-Manager (Jahreslohn: 17 Millionen) in die eigene Tasche gesteckt haben. Das Justizsystem in Japan sei «ungerecht» findet Ghosn.
Mit 130 Millionen Euro abgehauen
Der gefallene Auto-Manager ist kein Einzelfall. Spekakuläre Fluchtversuche von Wirtschaftskapitänen gibt es immer wieder.
Vor rund fünf Jahren teilte der Finanzchef des chinesischen Schuhherstellers Ultrasonic dem Aufsichtsgremium des Unternehmens mit, dass Firmenchef Qigyong Wu und sein Sohn nicht mehr erreichbar seien. Verschwunden war auch ein grosser Teil des Firmenvermögens, rund 130 Millionen Euro Bargeld.
Ein paar Tage später meldete sich der mittlerweile gefeuerte Firmenchef zurück. Alles nur ein Missverständnis! Er sei in die Ferien verreist und habe sein Telefon verloren. Und kündigte an, die «kleine Summe» zurückzuzahlen, die er sich «geliehen» hatte. Ein halbes Jahr später war die Firma pleite.
Beim Wirten versteckt
Vor etwas über zehn Jahren häuften sich die Schlagzeilen um die Schmiergeld-Affäre um den deutschen Industriekonzern Siemens. Die griechische Regierung warf damals den hochrangigen Managern Michael Christoforakos und Christos Karavelas vor, Schmiergelder an Politiker bezahlt zu haben, um Aufträge zu ergattern.
Christoforakos versteckte sich 40 Tage lang bei einem Wirten in Bayern. Er wurde dort von einem Sonderkommando der Polizei festgenommen. Der Plan seines Kollegen wurde schon früher durchkreuzt. Das Geld, welches er nach Uruguay überwies, wurde von der griechischen Justiz blockiert.
FBI wollte Rohstoffhändler entführen
Und zum Schluss noch ein Krimi aus der Schweiz: Der Zuger Rohstoffhändler Marc Rich. Der Vorwurf der US-Justiz: Steuerbetrug.
Beweise blieben aus, trotzdem flüchtete Rich auf Raten seiner Anwälte in die Schweiz zurück. Der damalige New Yorker Staatsanwalt Rudy Giuliani verklagte den Röhstoffhändler auf 20 Millionen Dollar.
Giuliani – heute Anwalt von Präsident Donald Trump – wollte Rich in der Schweiz von FBI-Agenten entführen lassen. Doch das Vorhaben scheiterte.
Der Fall blieb ungeklärt, allerdings einigte sich Rich und die USA 1984 auf einen Vergleich. 200 Millionen Dollar wurden fällig. Der Haftbefehl gegen den Rohstoffhändler blieb hängig, erst 2001 wurde Rich von Präsident Bill Clinton begnadet.