Vier Antworten zum Flucht-Krimi um Carlos Ghosn
Dem Ex-Nissan-Chef Carlos Ghosn wird Veruntreuung vorgeworfen – er floh fast wie in einem Film. Nau.ch beantwortet die wichtigsten Fragen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der ehemalige Nissan-Chef Carlos Ghosn ist aus Japan geflohen.
- Nun verweilt Ghosn in Beirut und wurde von Interpol zur Fahndung ausgeschrieben.
- Die wichtigsten Antworten zum skurrilen Fall finden Sie hier.
Am 19. November 2019 wurde Carlos Ghosn in Japan festgenommen. In der Folge verlor er seinen Posten als Chef von Renault-Nissan und wurde aus dem Verwaltungsrat von Mitsubishi Motors abgesetzt.
Nun sorgt Ghosn mit seiner Flucht aus dem Inselstaat für weltweite Schlagzeilen.
Was wird Carlos Ghosn vorgeworfen?
Laut den japanischen Behörden hat Ghosn unter anderem gegen Börsenauflagen verstossen. Zudem soll Ghosn sein Einkommen nicht vorschriftsmässig und vollständig angegeben haben. Deswegen sass er während mehr als 100 Tagen in der japanischen Untersuchungshaft.
Doch wie ist der Manager geflüchtet?
Nach vier Monaten Haft kam Ghosn auf Kaution und mit strengen Auflagen wieder auf freien Fuss. Seine Anwälte argumentierten, Ghosn sei viel zu bekannt um unbemerkt das Land zu verlassen. Doch die Flucht gelang – und hier wird einiges unklar.
Statement from Carlos Ghosn:
— Hala Gorani (@HalaGorani) January 2, 2020
“There has been speculation in the media that my wife Carole, and other members of my family played a role in my departure from Japan. All such speculation is inaccurate and false. I alone arranged for my departure. My family had no role whatsoever”
Am Silvestertag meldete sich Ghosn, der die libanesische Staatsbürgerschaft besitzt, aus Beirut zu Wort. Fast 9000 Kilometer entfernt von dem Land, dass er eigentlich nicht verlassen durfte.
Dies gelang laut dem libanesischen TV-Sender MTV, indem Ghosn in einen Kontrabass-Koffer gesteckt wurde. In diesem wurde der Manager zu einem lokalen Flughafen gebracht. So konnte er seine zahlreichen Bewacher umgehen und Japan verlassen.
Es gibt aber auch Vermutungen, dass ein anderes Land seine Finger im Spiel hatte. Eine türkische Firma soll den Jet gestellt haben, der Ghosn von Osaka nach Istanbul brachte, wo er mit einem zweiten Jet weiter nach Beirut flog.
Wer ist alles auf der Jagd nach Ghosn?
In erster Linie die japanische Justiz. Doch Interpol, die internationale kriminalpolizeiliche Organisation, hat nun ebenfalls einen Haftbefehl gegen Ghosn erlassen. Zudem hat die türkische Jet-Firma Anzeige gegen den Manager eingereicht.
Die Flugzeuge seien illegal verwendet worden. In der Türkei wurden bislang sieben Personen festgenommen, die bei der Flucht geholfen haben sollen.
Was droht nun dem Manager?
In Japan, wo es bei rund 99 Prozent der Fälle zu einem Schuldspruch kommt, droht dem Ex-Chef von Renault-Nissan eine langjährige Haftstrafe. Amnesty International kritisiert die japanische Justiz deswegen regelmässig.
Durch den Haftbefehl von Interpol sollte der Druck eigentlich weiter steigen – eigentlich. Denn: Der Libanon hat in der Vergangenheit eigene Staatsbürger nicht festgesetzt, sondern lediglich die Pässe konfisziert, so die Nachrichtenagentur Reuters.
Ghosn hat ausserdem die brasilianische und französische Staatsbürgerschaft. Frankreich hat bereits angekündigt, eigene Staatsangehörige nicht an fremde Länder auszuliefern.
Somit wird wohl erst bei der Wortmeldung Ghosns Bewegung in diesen skurrilen Fall kommen.