Globetrotter-Chef André Lüthi über Corona-Krise
Die Reisebranche hofft auf Hilfe des Bundesrats. Wie stark die Coronakrise die Reisebüros trifft, erzählt Globetrotter-Chef André Lüthi.
Das Wichtigste in Kürze
- Dieses Jahr dürfte die Reisebranche 80 Prozent weniger Umsatz machen.
- Auch grosse Büros haben wegen der Coronakrise Mitarbeiter entlassen.
Die Corona-Krise trifft die Reisebranche hart. Arbeit gibt es zwar viel – doch Kunden stornieren, statt neue Ferien zu buchen. Die Branche erwartet dieses Jahr ein unglaubliches Umsatzminus von 80 Prozent.
Über die Zukunft der Branche entscheidet der Bundesrat. Wirtschaftsminister Guy Parmelin prüft aktuell, ob weitere Hilfspakete gesprochen werden sollen. Ein Entscheid dürfte am Mittwoch fallen.
Max E. Katz, Präsident des Schweizer Reiseverbands, malte gestern in der «NZZ am Sonntag» schwarz. Gebe es keine substantielle Hilfe vom Bund, könnten bis 50 Prozent aller Reisebüros verschwinden. «Das wären über 4000 Vollzeitstellen, die wegfallen.»
Wie sehr die Reisebranche leidet, weiss auch Globetrotter-Chef André Lüthi. Es sei schmerzhaft, sagt er in einer emotionalen Video-Ansprache an seine Mitarbeiter, die er auf Linkedin geteilt hat. «Überall kommt es zu schwerwiegenden Einschnitten. Man muss sich leider von Mitarbeitern trennen, das schmerzt alle höllisch.»
Jobabbau bei Globetrotter, Hotelplan und Tui
Lüthi weiss, wovon er spricht. Globetrotter hat in der Krise vier der 22 Filialen schliessen müssen. Auch bei anderen grossen Reisebüros wird abgebaut: Hotelplan hat 170 Jobs in der Schweiz gestrichen, Tui 70.
Für nächstes Jahr sieht es düster aus. «Unsere Prognose von 30 bis 40 Prozent weniger Umsatz ist schon von vielen Stellen revidiert worden. Es wird wohl eher 40 bis 60 Prozent», erklärt Lüthi.
Der Globetrotter-Chef erinnert aber auch an Menschen aus Nepal, Kambodscha oder Thailand, welche bisher im Tourismus gearbeitet haben und jetzt vor dem Nichts stehen. «Sie haben keine Covid-Kredite, keine Kurzarbeit, keine Arbeitslosenversicherung. Das ist kein Trost, aber relativiert das eine oder andere hier in der Schweiz.»