Goldboom bringt Händlern historische Einnahmen

Keystone-SDA
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Genève,

Der Anstieg des Goldpreises auf fast 2800 Dollar sorgt für einen Boom bei den Goldhändlern und ein historisches Jahr in der Branche.

Gold
Die Goldhandelsbranche spricht von einem historischen Jahr dank des Preisanstiegs auf fast 2800 Dollar und dem Kundenzuwachs. (Symbolbild) - Pexels

Der Höhenflug des Goldpreises sorgt für einen Boom bei den Goldhändlern. Die Zahl der Kunden ist sprunghaft geklettert angesichts des Anstiegs des Goldpreises um über ein Drittel auf ein Hoch von knapp 2800 Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm) bis Ende Oktober. Die Goldhandelsbranche spricht von einem historischen Jahr.

«Im Laufe des Jahres verzeichneten wir in allen unseren 35 Geschäften Spitzenwerte bei den Kundenzahlen. In den letzten Wochen hat sich die Zahl der Personen, die Gold verkaufen wollen, verdreifacht», sagt Eve Conesa, Marketingleiterin beim Schmuck- und Uhrenhändler The Swiss Collector, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Bereits während der Pandemie seien die Käufe und Verkäufe gut gelaufen, so Conesa. Aber in den vergangenen Monaten sei das Geschäft so stürmisch gewesen wie noch nie, weil Gold als «sicherer Hafen» gelte. Die Umsätze ihres Unternehmens im laufenden Jahr seien die besten der Firmengeschichte.

Gold Service verzeichnet 20 bis 30 Prozent mehr Kunden

Ins gleiche Horn stösst die Firma Gold Service, die rund ein Dutzend Filialen in der Schweiz hat: «Wir haben 20 bis 30 Prozent mehr Kunden als früher, in den vergangenen Wochen sogar noch mehr», sagt Geschäftsführer Yann Bouillonnec.

Im Trend seien eher Verkäufe, da die Leute, die Gold gekauft hätten, ihre Gewinne realisieren wollten, sagt Bouillonnec: «Es wird jedoch auch viel Gold gekauft, da es sich um eine langfristige Investition handelt. Es gab zwar immer Höhen und Tiefen, aber in den letzten 30 Jahren ist der Preis kontinuierlich gestiegen.»

Bei beiden Expertenhäusern für An- und Verkauf von Gold heisst es, dass die Kunden normale Menschen seien. Nur manchmal befänden sich ein paar sehr Reiche darunter. Die meisten verkauften Schmuck, der geerbt, aus der Mode gekommen oder kaputt sei.

Goldverkäufe boomen

Aber es gebe auch Verkäufe von grossen und kleinen Barren oder Münzen. Das Verkaufsvolumen reiche von einigen Gramm bis zu mehreren Kilos. «Schon 100 Gramm Gold bringen dem Verkäufer über 5500 Franken ein, je nach Reinheitsgrad», erklärt Bouillonec.

Degussa Goldhandel, einer der grössten Goldhändler Europas, hat laut eigenen Angaben gar 50 Prozent mehr Kunden als vor dem Sommer. Das Unternehmen, das vor allem im An- und Verkauf von Barren und Münzen tätig ist, erlebe ein Rekordjahr, sagt Andreas Hablützel, der Chef des Unternehmens, das zur Degussa-Gruppe gehört. Konkrete Zahlen wollte er nicht nennen. Gemäss letzten verfügbaren Zahlen hatte die Konzerngesellschaft im Jahre 2017 einen Umsatz von 2 Milliarden Franken gemacht.

Die Verkäufe seien derzeit hoch, sagt Hablützel: Bei den Ankäufen erwerbe man geerbte Goldbarren, aber die Kunden wollten auch neue Barren. Die Beschaffung sei im Sommer etwas kompliziert gewesen, aber «unsere Lagerbestände reichen, um die Nachfrage zu befriedigen», sagt Hablützel. Degussa Goldhandel habe den Vorteil, eigene Goldbarren zu verkaufen, die von den Giessereien geliefert würden, mit denen man zusammenarbeite.

Leere Lager und Lieferengpässen

Bei der Firma The Swiss Collector sind die Lager wegen des Goldrauschs derzeit ausgetrocknet. Der Nachschub sei angespannt, sagte Marketingchefin Conesa. Das Unternehmen warte auf neue Lieferungen von den Giessereien.

Gold-Service-Chef Yann Bouillonnec spricht von einzelnen Verzögerungen beim Nachschub. Aber es gebe keinen Engpass. Die Firma, die von der Goldschmelzerei Argor Heraeus beliefert wird, halte aus Sicherheitsgründen nur geringe Lagerbestände.

Trotz der Tendenz nach oben schwanken die Goldpreise weiterhin. Vom Rekordhoch von 2790 Dollar pro Unze Ende Oktober ist der Goldpreis wieder auf 2640 Dollar gefallen.

Goldhändler passen Preise täglich oder in Echtzeit an

Wegen der Schwankungen passen die Handelsfirmen ihre Preise mindestens einmal oder sogar mehrmals pro Tag an. Degussa Goldhandel setzt sogar auf Echtzeitpreise. «Wir aktualisieren unsere Preise alle fünf Minuten dank einem automatisierten System», sagt der Unternehmenschef.

Die London Bullion Market Association (LBMA) legt ebenfalls zweimal täglich einen Mittelkurs fest, an dem sich die Händler weltweit orientieren. Auf den Goldpreis schlagen sie noch die Gebühren für ihre Dienstleistungen drauf, die so gefragt sind wie nie zuvor.

«Wir haben die Vermittlerrolle der Banken übernommen, die Anlagen bevorzugen anstelle des Verkaufs von physischem Gold. Wir haben das Fachwissen, um Gold zu bewerten und unsere Kunden zu beraten», sagt Bouillonnec.

Experten erwarten weiteren Preisanstieg bei Gold

Im kommenden Jahr scheint das «goldene Zeitalter» weiterzugehen: Experten schätzen, dass der Preisanstieg anhalten dürfte, wenn auch nicht mehr so stark wie bisher. «An Kunden wird es deshalb nicht mangeln», sagt Marketingchefin Conesa von The Swiss Collector. Denn in der Schweiz gebe es eine Kultur für Investitionen in Gold.

Denn 22 Prozent der Schweizer besitzen Gold in Form von Münzen und Barren, wobei Schmuck nicht mitgerechnet wird, wie die «Edelmetall-Studie 2024» der Universität St. Gallen (HSG) im Auftrag des Edelmetallhändler Philoro ergab, die Ende Oktober veröffentlicht wurde. Demnach besitzt jeder Einwohner im Schnitt rund 101 Gramm Gold im Wert von 7521 Franken.

Zusammengerechnet horten die Schweizer damit schätzungsweise rund 200 Tonnen Gold mit einem Wert von knapp 15 Milliarden Franken. Ein Fünftel davon lagern die Besitzer bei sich zu Hause, während zwei Drittel sich in Banktresoren befinden.

Kommentare

chan lee 55

gold sieht schön aus darum habe ich mir vor jahrenen gekauft,nun glänzt es noch besser

User #1128 (nicht angemeldet)

Ich habe noch für unter 1000 gekauft. Und habe einen physischen Gegenwert, was dereinst von ungleich grösserer Wichtigkeit sein wird als elektronisches Nichts.

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