London will Wirtschaft in Corona-Krise mit Milliardenhilfen unterstützen

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Grossbritannien,

In einer koordinierten Reaktion auf die Corona-Krise haben die britische Regierung und die Bank of England umfassende Massnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft angekündigt.

Rishi Sunak
Der britische Finanzminister Rishi Sunak. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Finanzminister legt ersten Haushalt seit Brexit vor.

Kurz nachdem die Notenbank den Leitzins auf ein Rekordtief von 0,25 Prozent senkte, gab Finanzminister Rishi Sunak ein Milliardenpaket für die Wirtschaft in Höhe von 30 Milliarden Pfund (34,4 Milliarden Euro) bekannt.

Bei dem Hilfspaket handele es sich um eine «umfassende» Reaktion auf den Coronavirus-Ausbruch, sagte Sunak, der vor den Unterhaus-Abgeordneten den ersten Haushalt der Regierung seit dem Brexit vorstellte. Er werde jedoch «nicht zögern zu handeln», sollten «weitere Massnahmen nötig sein, falls sich die Situation weiterentwickelt», betonte der Finanzminister weiter.

Sieben Milliarden Pfund sollen laut Sunak zur Unterstützung von Selbstständigen sowie kleinen und mittleren Unternehmen eingesetzt werden. Fünf Milliarden sollen demnach direkt ins Gesundheitssystem fliessen, 18 weitere Milliarden in zusätzliche Massnahmen zur Stützung der Wirtschaftsaktivität.

Die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie auf die britische Wirtschaft nannte Sunak «erheblich, aber vorübergehend». Möglich seien Personalausfälle von bis zu einem Fünftel der Erwerbsbevölkerung in Grossbritannien zum selben Zeitpunkt, sagte Sunak.

Die Regierung senkte auch ihre Konjunkturprognose für das laufende Jahr um 0,3 Prozentpunkte auf 1,1 Prozent. Die Folgen der Coronavirus-Krise sind in der Bereinigung noch nicht berücksichtigt.

Wie das nationale Statistikbüro ONS am Mittwoch mitteilte, wurde bereits im letzten Quartal des vergangenen Jahres beim britischen Bruttoinlandsprodukt lediglich ein Nullwachstum verzeichnet. Grund dafür war vor allem ein deutlicher Rückgang der Industrieproduktion.

Trotz der Krise will die Regierung an den geplanten Infrastrukturprojekten festhalten. Dazu gehört auch das von Premierminister Boris Johnson massiv unterstützte Projekt der Hochgeschwindigkeitsstrecke HS2.

Wenige Stunden vor der Präsentation des Regierungshaushalts hatte die britische Zentralbank wegen der Ausbreitung des Coronavirus den Leitzins kräftig gesenkt. Der Zinssatz wird von derzeit 0,75 Prozent auf 0,25 Prozent reduziert, wie die Bank of England nach einem Krisentreffen mitteilte. Damit wolle die Bank die Geschäftsbanken zur Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte ermuntern.

Die Entscheidung für die Leitzinssenkung sei einstimmig gefallen, teilte die Bank of England mit. Es handelte sich um die deutlichste Senkung seit der globalen Finanzkrise 2008. Vor Journalisten sagte Zentralbank-Präsident Mark Carney, die Bank of England werde «alle notwendigen weiteren Schritte unternehmen, um die britische Wirtschaft und das Finanzsystem zu unterstützen». Die Bank bleibe im Austausch mit internationalen Zentralbanken, fügte er hinzu.

Die Bank of England erwartet für die kommenden Monate nach eigenen Angaben «vorübergehende, aber erhebliche Störungen in den Lieferketten» durch die Corona-Krise. In ihrer Erklärung heisst es zudem, eine abgeschwächte Wirtschaftsaktivität könne den Geldfluss belasten und die «Nachfrage nach Kurzzeitkrediten von Haushalten und nach Umsatzkapital von Unternehmen» steigern. Störungen in den Lieferketten könnten sich demnach am heftigsten auf kleinere Betriebe auswirken.

In Grossbritannien gibt es inzwischen mehr als 450 nachgewiesene Coronavirus-Fälle, sechs Menschen starben. Zu den nachweislich mit dem neuartigen Coronavirus Infizierten gehört auch die Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Nadine Dorries. Der ehemalige Parlamentsabgeordnete und Bewerber für das Amt des Londoner Bürgermeisters Rory Stewart forderte am Mittwoch, das Parlament vorübergehend zu schliessen, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Dorries hatte vergangene Woche auf Einladung von Premier Johnson an einer Veranstaltung teilgenommen und zuletzt Kontakt zu hunderten Menschen. Johnson und Dorries hätten jedoch keinen engen Kontakt gehabt, hiess es aus der Downing Street.

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