Häfen sind laut einer Studie weltweit am Anschlag
Handel und Industrie ächzen unter Nachschubmangel – ob Autos, Baustoffe oder Stahl. Ein schnelles Ende der Probleme in den Häfen ist nicht in Sicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Wegen der Pandemie und dem Krieg sind die weltweiten Häfen überlastet.
- Laut Fachleuten dürfte es längere Zeit dauern, bis wieder Normalbetrieb herrscht.
Wegen der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg sind die grossen internationalen Handelshäfen derzeit rund um den Globus überlastet. Das berichtete der zur Allianz gehörende Industrieversicherer AGCS am Dienstag.
Häfen sind überlastet
Der Krieg hat die von der Pandemie verursachten Lieferprobleme und die Überlastung der Häfen weiter verschärft. Das schreiben die Fachleute in der neuen Ausgabe ihrer jährlichen Analyse der Schifffahrtsrisiken.
Allein im weltgrössten Hafen Shanghai könnte eine Rückkehr zum Normalbetrieb nach dem derzeit noch andauernden Lockdown Monate dauern. Dies sagte AGCS-Risikoberater Anastasios Leonburg. «Ich denke, dass das in naher Zukunft nicht einfach schnell gelöst ist.»
Eine Prognose sei schwierig. Es hänge sowohl von den Massnahmen der chinesischen Behörden als auch der Entwicklung der Pandemie in China ab.
Die Frachtkapazitäten in der Handelsschifffahrt sind nach Einschätzung der Allianz insgesamt zu knapp. Deswegen hätten grosse internationale Reedereien 7,5 Millionen neue Container bestellt. Man müsse wesentlich mehr Container bauen.
Technische Probleme für Schifffahrt
Abgesehen von den Lieferproblemen sehen die Fachleute weitere Risiken auf die Häfen zukommen, grossteils technischer Natur. Zwar habe sich die Zahl der Totalverluste im Laufe der vergangenen zehn Jahre mehr als halbiert. Wie Justus Heinrich, Leiter der AGCS-Schiffsversicherung in Mitteleuropa, sagte.
2012 gab es demnach noch 127 gesunkene oder irreparabel beschädigte Schiffe und im vergangenen Jahr nur noch 54. Doch da Containerschiffe immer grösser werden, finden sie bei Bränden an Bord häufig keinen Hafen mehr, den sie anlaufen können.
In etwa fünf Prozent der weltweit verschifften Container werden nach AGCS-Schätzung heimlich, nicht deklarierte Gefahrgüter transportiert. In den vergangenen fünf Jahren brachen demnach über 70 Brände auf Containerschiffen aus.
Die Reeder betonten aber auch, dass die Schifffahrt immer sicherer werde. «Obwohl es immer mehr Handelsschiffe und immer mehr grosse Containerschiffe gibt, nimmt die Zahl der schweren Unfälle kontinuierlich ab.» Dies sagte Hauptgeschäftsführer Martin Kröger.