Hallenbäder & Co. bereiten sich auf Schliessung vor
Im schlimmsten Fall muss die Schweiz Gas und Strom kontingentieren. Für Hallenbäder und Fitnesszentren könnte das nach Corona erneut die Schliessung bedeuten.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Fall einer Mangellage will der Bundesrat im Winter das Gas kontingentieren.
- Je nach Ausmass müssen Hallenbäder und Fitnesszentren sogar ihre Türen schliessen.
Der Bundesrat hat erste Vorbereitungen für den Fall getroffen, dass der Schweiz im kommenden Winter das Gas ausgehen sollte. Konkret will er all jene Gasanlagen kappen, die auch mit Heizöl laufen können. Sollte dies nicht ausreichen, müsse zusätzlich auch das Gas beziehungsweise der Strom allgemein kontingentiert werden. Betroffen davon wären Wirtschaft und Industrie, nicht aber Haushalte.
Nach der Corona-Pandemie wäre dies für viele Freizeitbetriebe ein erneuter Rückschlag, wie Recherchen von Nau.ch zeigen. Der Verbund hiesiger Hallen- und Freibäder erklärt etwa, dass ein eingeschränkter Strombezug «kürzere Öffnungszeiten oder sogar Betriebsschliessungen nach sich zieht.»
Welche Anlagen als Erstes schliessen müssen, sei sehr unterschiedlich und individuell. «Es gibt auch Anlagen, die mit Alternativenergie betrieben werden», räumt Mediensprecher Martin Erz ein. «Ob diese Anlagen aber auch mit Auflagen belastet werden, ist Stand heute noch unklar.» Ebenso unklar seien die entsprechenden Konsequenzen für Gäste, Betriebspersonal und die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen.
Fitnesszentren ohne Licht, Heizung oder Lüftung
Ähnlich kritisch sieht die Situation bei den Fitnesszentren aus. «Viele unserer Ausdauergeräte sowie der ganze Wellnessbereich sind stark vom Strom abhängig», erklärt Claude Ammann, schweizerischer Fitness- und Gesundheitscenter Verband.
«Natürlich würden wir versuchen, unser Angebot auf stromunabhängige Trainingsbetreuung zu konzentrieren», so Ammann. Das Problem liege jedoch eher beim Licht, der Heizung oder der Lüftung, die vielerorts extra wegen der Pandemie ausgebaut wurden.
Warum Fitnesszentren bis heute nicht als systemrelevant gelten, ist Ammann ein Rätsel. «Schliesslich ist unsere Branche im Bereich der Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention aktiv.»
Das sieht auch der Verband hiesiger Hallen- und Freizeitbäder nicht anders. «Wassersport ist bekanntlich sehr gesundheitsfördernd», betont Mediensprecher Erz. Eine Rationierung des Gases würde damit im Konflikt mit der Volksgesundheit stehen.
Der Bundesrat ist sich der misslichen Lage der Wirtschaft durchaus bewusst. Er will deshalb stets ehrlich kommunizieren und sagt klar: «Wir können eine Mangellage in der Zukunft nicht ganz ausschliessen.»