Hallenbäder richten verzweifelten Appell an den Bundesrat
Droht der Schweiz ein Gasmangel, will der Bundesrat Sport- und Wellnessbereiche schliessen. Für die Betroffenen ein «Horrorszenario». Sie fühlen sich verraten.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Gasmangel im Winter würde die Schliessung für Sport- und Wellnessbereiche bedeuten.
- Hiesige Einrichtungen fürchten dieses «Horrorszenario» und rechnen mit hohen Schäden.
- Vor allem aber finden sie es unfair, dass nicht auch andere Branchen miteinbezogen werden.
«Der Krieg in der Ukraine hat eine Energiekrise ausgelöst, die alle trifft», sagte Simonetta Sommaruga gestern vor den Medien. Eine Energiekrise, die Länder rund um den Globus vor grosse Herausforderungen stellt. Verzweifelt versuchen sie die drohende Strommangellage im Winter abzuwenden – so auch die Schweiz.
Bereits im Juni hat der Bundesrat erste Massnahmen verkündet. Gestern folgte dann ein weiterer wichtiger, aber auch weitreichender Grundsatzentscheid. Dieser besagt: Würde das Gas im Winter knapp werden, könnte er Verbrauchsverbote erteilen. Denkbar wäre beispielsweise, so der Bundesrat, die Schliessung von Sport- und Wellnessbereichen.
Verband der Hallenbäder fordert alle in die Pflicht
«Ein Horrorszenario», sagt Martin Enz vom Verband Hallen- und Freibäder (VHF). Nicht nur die gesundheitlichen und sozialen Folgen seien verheerend, sondern auch die wirtschaftlichen.
Während die Bevölkerung unter einem Bewegungsmangel leide, «verlieren wir weiter wertvolle Arbeitskräfte», erklärt Enz. Und das, nachdem die Branche bereits während der Corona-Pandemie enorm gefordert war, die Arbeitsplätze sichern zu können.
Dass Energie gespart werden muss, streitet Enz keineswegs ab. Doch: «Alle müssen Energie einsparen.» Es könne nicht sein, dass Rolltreppen uneingeschränkt in Funktion bleiben, während gesundheitsfördernde Einrichtungen geschlossen werden sollen.
Fitnesszentren bezweifeln Schliessung
Gleich sieht es der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenter Verband: «Ein effizientes Stromsparen wird nur Erfolg haben, wenn sich alle Branchen und Bevölkerungsschichten solidarisch zeigen.»
Dass die Zentren deshalb wirklich geschlossen werden, bezweifelt Präsident Claude Ammann. «Da unsere Branche im Bereich der Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention aktiv ist, gehen wir davon aus, dass unsere Branche nicht einfach geschlossen wird», so seine Erklärung.
Doch wer sich erinnert: Während der Corona-Pandemie waren Fitness- und Gesundheitszentren am längsten von Schliessungen betroffen. Sollte es also wirklich dazu kommen, «hätte dies fatale Folgen», betont Ammann. Auch, weil sich die meisten eben gerade von der Coronakrise nicht hätten erholen können.
Martin Enz vom Verband Hallen- und Freibäder (VHF) hat deshalb einen klaren Appell an den Bundesrat: «Bitte öffnet die Augen. Nehmen Sie auch die gesundheitlichen und sozialen Folgen in den Fokus.» Denn: «Diese wären nicht bezifferbar und unbezahlbar!»