Hängepartie im Weissen Haus lässt Europas Anleger kalt
Das Wichtigste in Kürze
- Die wichtigsten europäischen Börsen-Indizes steigen trotz Hängepartie an den US-Wahlen.
- Nur der Schweizer Leitindex weist ein unterdurchschnittliches Plus von 0,2 Prozent auf.
- Die Börsen hoffen jedoch auf einen Gewinn des Demokraten Joe Biden.
Europas Anleger lassen sich von der Hängepartie im Rennen um das Weisse Haus nicht verunsichern. Sogar wenn gerichtliche Auseinandersetzung zu den Wahlergebnissen drohen. Der Markt setzt auf einen Wahlsieg des Demokraten und Trump-Herausforderers Joe Biden mit dem Senat in republikanischer Hand.
Nach dem Rally der letzten Tage legen die wichtigsten europäischen Indizes am Donnerstag weiter zu. In Frankfurt gewinnt der Dax 1,9 Prozent, in Paris rückt der CAC40 um 1,4 Prozent vor. Auch in London gewinnt der FTSE 100 0,6 Prozent. Nach oben geht es zudem mit dem US-Leitindex Dow Jones, der um 1,9 Prozent zulegt.
Schweizer Börse mit gebremstem Gewinn
Der Schweizer Markt kann da nicht mithalten. Der Swiss Market Index (SMI) gewinnt lediglich 0,2 Prozent auf 10'302 Punkte. Gebremst wird er von den Abgaben der defensiven Schwergewichte Nestlé (-1,4%), Novartis (-0,8%) und Roche (-0,6%).
Die Grossbanken UBS (+1,7%) und Credit Suisse (+2,1%) verteuern sich hingegen stark. Doch auch Techaktien wie Logitech (+4,5%) oder Zykliker wie Richemont (+2,2%) legen nach.
Biden als Präsident, Republikaner im Senat
Joe Biden als Präsident und die sich abzeichnende republikanische Mehrheit im Senat sei die beste Kombination für die US-Wirtschaft. So heisst es an der Börse. Biden werde so Schwierigkeiten haben, viele der geplanten Programme zu verabschieden.
Damit seien Vorhaben wie eine strengere Regulierung oder Steuererhöhungen wohl vom Tisch. So erklärt Fondsmanager Michele Pedroni vom Vermögensverwalter Decalia.
Gleichzeitig würden wohl auch die erhofften zusätzlichen Hilfen zur Abfederung der Coronavirus-Folgen für die US-Wirtschaft geringer ausfallen als gedacht. Hier werde aber die US-Notenbank in die Bresche springen, betonte Chris Beauchamp, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses IG.
Die Notenbank werde anlässlich ihrer Zinssitzung vom Donnerstag aber noch nicht aktiv werden, prognostizierte Dirk Steffen, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank. Ähnlich wie die Europäische Zentralbank (EZB) werde sie die Tür für neue Geldspritzen im Dezember aufstossen.
Börsen wegen friedliche Wahl erleichtert
Bis jetzt gingen die Börsen entspannt mit der unklaren Situation um, sagt Thomas Altmann, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung QC Partners. «Möglicherweise gibt es eine gewisse Erleichterung darüber, dass es bis jetzt zu keinen grösseren Unruhen auf den Strassen gekommen ist.»
Viele Börsianer wagten sich entsprechend wieder aus ihren sicheren Häfen. Der Dollar gibt nach und sank zu einem Währungskorb auf den niedrigsten Stand seit neun Tagen. Zum Schweizer Franken geht er aktuell zum 0,9070 Franken um. Am Vortag hatte er noch mehr als 0,91 Franken gekostet.
Der Euro wird derzeit zu 1,0720 Franken gehandelt und kostet damit etwas mehr als noch am Donnerstagmorgen.