Hier fallen beim Zahlen mit Bargeld «hohe» Kosten an
Das Wichtigste in Kürze
- Bargeld verursacht laut einer Studie die höchsten Kosten für die Gesellschaft.
- Die indirekten Kosten von Bargeld werden nämlich oft nicht berücksichtigt.
- Schweizer Detailhändler schätzen Bargeld trotzdem.
Die hohen Gebühren bei bargeldlosen Zahlungen sorgen für Frust. Neben Kreditkarten steht insbesondere auch die Bezahl-App Twint im Kreuzfeuer der Kritik. Einzelne kleinere Geschäfte verzichten darum zunehmend auf diese Bezahlmöglichkeit.
Doch: Auch Bargeld ist mit Kosten verbunden.
Eine Studie der Universität St. Gallen kommt zu folgendem brisanten Schluss: Bargeldzahlungen verursachen für die Gesellschaft die höchsten Kosten, gefolgt von Kreditkarten und Debitkarten. Wie geht das denn?
Studienautor Tobias Trütsch klärt gegenüber Nau.ch auf: «Die Durchschnittskosten sind hoch, weil Bargeld hohe Fixkosten hat.» Dazu gehören unter anderem Geldautomaten, Schalter, Personal, Transport und Verteilung. «Die werden hauptsächlich von Händlern und Banken getragen.»
Aufwand beim Bargeld nimmt zu
Weiter entstehen beim Bargeld auch indirekte Kosten – wie durch das Zählen von Münzen, Einzahlungen und das Organisieren von Wechselgeld. Dabei fallen teilweise auch Gebühren an. Weil viele Bankomaten geschlossen werden und der Geldbezug am Schalter teilweise eingeschränkt ist, steigen die Aufwandskosten.
Doch: «Diese Opportunitätskosten werden von (kleinen) Händlern selten bis gar nicht berücksichtigt», so Trütsch. Deshalb sind sie auch nicht messbar. Und: «Weil Händler die indirekten Kosten von Bargeld selten berücksichtigen, geben sie die Kosten auch nicht an die Konsumenten weiter.»
Das bestätigt etwa der Berner Ängelibeck, der kürzlich das Zahlen von kleineren Beträgen mit Karte oder Twint als «Ärgernis» bezeichnete. Die Aufwände für die Geldzählung und Einzahlung kann die Biobäckerei zwar bestätigen. Diese könnten aber nicht weggerechnet werden, weil man mit Bargeld und bargeldlos zwei Arten von Zahlungen anbietet.
Bargeldlos hat auch Vorteile für Händler
Der Ängelibeck erklärt gegenüber Nau.ch: «Ob die Verkäuferin mit 20 oder 2000 Franken zur Bank geht, der Aufwand ist immer der gleiche.»
Zwei Vorteile habe die Bargeldlos-Zahlung für die Bäckerei aber doch: «Es geht kein Geld verloren. Und die Abwicklung passiert schneller – somit kann man mehr Kunden bedienen.»
Dagmar Jenni, Direktorin des Verbands Swiss Retail Federation, sagt zur Bargeld-Studie der Uni St. Gallen: «Die Studie ist uns bekannt – wir kennen auch die Hauptreiber dieser Studie …»
Weiter darauf eingehen will sie nicht.
Bargeld bleibt wichtig
Stattdessen weist Jenni darauf hin, dass Bargeld in der Schweiz einen hohen Stellenwert hat. Sie unterlegt dies mit einer Umfrage der Schweizerischen Nationalbank (SNB).
98 Prozent der Detailhändler akzeptieren demnach Bargeld – und 20 Prozent wollen diese Option sogar ausbauen. Der Hauptgrund? Die Gebühren bei Kärtli, Twint & Co.
Hast du lieber Bargeld oder bargeldlos?
Apropos Nationalbank: Diese bekräftigte kürzlich, dass Bargeld für die Schweiz auch künftig eine zentrale Rolle spielen wird. Folglich investiert sie in eine neue Banknotenserie.
Ein Sprecher teilt auf Anfrage von Nau.ch mit: «Die Kosten betragen einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag und die SNB wird die Kosten tragen.»