Händler kritisieren Twint wegen der Gebühren, die vielen Leuten nicht bewusst sind. Sie geben die Kosten teils an die Kunden weiter.
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Twint ist beliebt, steht aber auch in der Kritik. - keydtone

Das Wichtigste in Kürze

  • Twint steht wegen der Gebühren immer mehr in der Kritik.
  • Das Unternehmen wird als intransparent und teuer bezeichnet, es habe Händler «geködert».
  • Viele Händler geben die Kosten an die Kunden weiter.
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Als einfache Alternative zum Bargeld wurde Twint angepriesen und verbreitete sich ab 2017 rasant in der Schweiz. Mittlerweile gibt es aber immer mehr Kritik – weil das bargeldlose Geld eben doch kostet. Darüber berichtet der «Beobachter».

Seit Corona akzeptiert auch der Pächter des Campingplatzes am Türlersee Karten und Twint. Das ist aber mit höheren Kosten verbunden: Pro Zahlung fallen bei Twint Gebühren von 1,5 Prozent an, bei Kreditkarten rund 2 Prozent. So muss Andreas Glättli jährlich einen fünfstelligen Betrag bezahlen.

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Twint ist bei Kunden äussert beliebt, von Händlern gibt es immer mehr Kritik.
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Denn es werden Gebühren verlangt, die ähnlich sind wie jene für Karten-Zahlungen.
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Das Unternehmen wird als extrem intransparent und teuer bezeichnet.
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Twint rechtfertigt sich: Die Konditionen hängen vom Zahlungsdienstleister ab und mit dem QR-Code-Sticker fallen keine Gebühren an.
In der Corona-Krise bezahlen Verbraucher häufiger per Karte. Doch das kann schnell zu Zusatzkosten führen. Foto: Daniel Karmann/dpa
Viele Händler geben die Kosten für bargeldloses Zahlen direkt oder indirekt an die Kunden weiter.

Campingplatz-Pächter Glättli kritisiert Twint, das Unternehmen sei clever. Denn das Verschicken von Geld unter Freunden koste nichts. «Darum denken die Leute, Twint sei immer gratis. Wir Händler zahlen aber einiges.»

Das Unternehmen Twint rechtfertigt sich, die Gebühren seien nicht höher als bei Debitkarten. Zudem koste es gar nichts, wenn über einen QR-Code-Sticker bezahlt werde.

Laufe Twint aber über ein Bezahl-Terminal, hingen die Konditionen vom Vertrag mit dem Zahlungsdienstleister ab. Und hier habe bessere Konditionen, wer mehr Umsatz mache, sagt Severin Pflüger vom Verband Elektronischer Zahlungsverkehr. Hier spiele aber nicht der Markt, klagt er. Denn der Anbieter Worldline beherrsche den Markt zu 90 Prozent.

«Twint ist extrem intransparent und teurer»

Und auch Twint hat mittlerweile einen sehr grossen Marktanteil. Pflüger erklärt dies mit dem Vorgehen des Unternehmens: Anfangs hätten grosse Händler wie Coop und Migros bessere Konditionen erhalten. So habe Twint sie «geködert». Doch mittlerweile hätten sich die Konditionen geändert: «Twint hat alle Hemmungen verloren.»

Pflüger beschreibt Twint als extrem intransparent sowie teuer und fordert Änderungen. Das Unternehmen rechtfertigt sich, die Aussagen seien «falsch, verallgemeinernd und komplett unbelegt».

Gebühren werden an Kunden weitergegeben

Viele Leute wissen nicht, dass Händler Gebühren an Twint bezahlen müssen. Für Kunden ist dies aber durchaus relevant: Einige Geschäfte geben diese Kosten weiter.

So zum Beispiel Nikolaus Suter, Wirt der Café-Bar Piccolo Giardino. Vor Corona bezahlten die meisten Gäste bar, nun fast alle digital. Seither seien die Preise ohnehin gestiegen, sagt er zum «Beobachter». «Die Gebühren fliessen da mit rein.»

Wie bezahlst du am häufigsten

In der Bäckerei Eigenbrötler sehen die Kunden die Gebühren direkt: Zahlungen per Twint oder Karte für Beträge unter 10 Franken kosten 20 Rappen mehr.

Campingplatz-Pächter Glättli macht es anders: Seit Einführung der Kartenzahlung kosten die Gerichte auf der Speisekarte einen Franken mehr. Und deswegen macht er mehr Umsatz: «Die Leute halten die Karte ans Gerät und denken nicht darüber nach.» Zudem bezahlen alle die höheren Preise – unabhängig davon, ob sie Bargeld, Karte oder Twint benutzen.

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