Bargeldloses Zahlen kostet Bevölkerung indirekt Geld

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Zürich,

Händler kritisieren Twint wegen der Gebühren, die vielen Leuten nicht bewusst sind. Sie geben die Kosten teils an die Kunden weiter.

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Twint ist beliebt, steht aber auch in der Kritik. - keydtone

Das Wichtigste in Kürze

  • Twint steht wegen der Gebühren immer mehr in der Kritik.
  • Das Unternehmen wird als intransparent und teuer bezeichnet, es habe Händler «geködert».
  • Viele Händler geben die Kosten an die Kunden weiter.
  • Twint meint dazu, die Gebühren seien nicht höher als bei Debitkarten.

Als einfache Alternative zum Bargeld wurde Twint angepriesen und verbreitete sich ab 2017 rasant in der Schweiz. Mittlerweile gibt es aber immer mehr Kritik – weil das bargeldlose Geld eben doch kostet. Darüber berichtet der «Beobachter».

Seit Corona akzeptiert auch der Pächter des Campingplatzes am Türlersee Karten und Twint. Das ist aber mit höheren Kosten verbunden: Pro Zahlung fallen bei Twint Gebühren von 1,5 Prozent an, bei Kreditkarten rund 2 Prozent. So muss Andreas Glättli jährlich einen fünfstelligen Betrag bezahlen.

Campingplatz-Pächter Glättli kritisiert Twint, das Unternehmen sei clever. Denn das Verschicken von Geld unter Freunden koste nichts. «Darum denken die Leute, Twint sei immer gratis. Wir Händler zahlen aber einiges.»

Das Unternehmen Twint rechtfertigt sich, die Gebühren seien nicht höher als bei Debitkarten. Die von Twint festgelegten Konditionen für Händler beim QR-Code-Sticker seien transparent ausgewiesen und beliefen sich auf 1,3%.

Damit entfallen gemäss Twint Grundgebühren pro Transaktion. Es gebe keine wiederkehrenden Kosten, zudem sei kein teures Zahlungsterminal erforderlich.

Laufe Twint aber über ein Bezahl-Terminal, hingen die Konditionen vom Vertrag mit dem Zahlungsdienstleister ab. Und hier habe bessere Konditionen, wer mehr Umsatz mache, sagt Severin Pflüger vom Verband Elektronischer Zahlungsverkehr.

Hier spiele aber nicht der Markt, klagt er. Denn der Anbieter Worldline beherrsche den Markt zu 90 Prozent. Twint legt in diesem Zusammenhang Wert auf die Feststellung, dass das Unternehmen auf diese Konditionen keinen Einfluss habe.

«Twint ist extrem intransparent und teuer»

Und auch Twint hat mittlerweile einen sehr grossen Marktanteil. Pflüger erklärt dies mit dem Vorgehen des Unternehmens: Anfangs hätten grosse Händler wie Coop und Migros bessere Konditionen erhalten. So habe Twint sie «geködert». Doch mittlerweile hätten sich die Konditionen geändert: «Twint hat alle Hemmungen verloren.»

Pflüger beschreibt Twint als extrem intransparent sowie teuer und fordert Änderungen. Das Unternehmen rechtfertigt sich, die Aussagen seien «falsch, verallgemeinernd und komplett unbelegt».

Gebühren werden an Kunden weitergegeben

Viele Leute wissen nicht, dass Händler Gebühren an Twint bezahlen müssen. Für Kunden ist dies aber durchaus relevant: Einige Geschäfte geben diese Kosten weiter.

So zum Beispiel Nikolaus Suter, Wirt der Café-Bar Piccolo Giardino. Vor Corona bezahlten die meisten Gäste bar, nun fast alle digital. Seither seien die Preise ohnehin gestiegen, sagt er zum «Beobachter». «Die Gebühren fliessen da mit rein.»

Wie bezahlst du am häufigsten

In der Bäckerei Eigenbrötler sehen die Kunden die Gebühren direkt: Zahlungen per Twint oder Karte für Beträge unter 10 Franken kosten 20 Rappen mehr.

Campingplatz-Pächter Glättli macht es anders: Seit Einführung der Kartenzahlung kosten die Gerichte auf der Speisekarte einen Franken mehr. Und deswegen macht er mehr Umsatz: «Die Leute halten die Karte ans Gerät und denken nicht darüber nach.» Zudem bezahlen alle die höheren Preise – unabhängig davon, ob sie Bargeld, Karte oder Twint benutzen.

Kommentare

User #140 (nicht angemeldet)

Gratulation. Das Offensichtliche wurde erkannt: Finanztransaktionen sind nur da, damit sich auch noch weitere fie Finger lecken können und sich was in den Büttel werfen. Bargeld ist auch nicht frei von Kosten.

User #4816 (nicht angemeldet)

Ich verstehe das Problem nicht: Spielzeug war noch nie kostenlos. Wem der persönliche Datenschutz vollkommen egal ist, soll dich zahlen, womit er will. Solange man auch damit kein Problem hat, dass solche Zahlungsdienstleister damit ein Milliardengeschäft machen und sich eine Kleine Menge Leute am Volk bereichern, kann man es auch mit dem typischen "aber Bargeld kostet auch, das Zählen, Aufbewahren..." rechtfertigen.

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