In jedem vierten Lippenstift steckt Mikroplastik
Jedes dritte Kosmetikprodukt enthält Kunststoffe. Neben Silikonen auch Mikroplastik. Experten schätzen ein, was dies für Mensch und Umwelt bedeutet.
Das Wichtigste in Kürze
- In jedem dritten Kosmetikprodukt sind Kunststoffe drin.
- Mikroplastik findet sich in jedem vierten Lippenstift.
- Kosmetika sind für einen kleinen Anteil des Mikroplastiks in der Umwelt verantwortlich.
Was steckt im Kosmetikartikel, den Sie täglich nutzen? Viele Schweizer dürften die Antwort darauf nicht kennen – Hauptsache, das Produkt erfüllt seinen Zweck.
Eine Studie des App-Herstellers Codecheck zeigt: In jedem dritten Kosmetikprodukt stecken problematische Stoffe. Gemeint sind Mikroplastik, also mikroskopisch kleine Kunststoffteile. Aber auch schwer abbaubare, flüssige Kunststoffe. Bekanntes Beispiel dafür sind Silikone.
Untersucht wurden 130'000 Produkte. Die Autoren sprechen von einer «Gefahr für die Umwelt und für die Gesundheit». Besonders viel Mikroplastik steckt in Lippenstiften, jedes vierte Produkt ist betroffen. Die Autoren gehen davon aus, dass Frauen regelmässig unbewusst Mikroplastik «essen».
Doch welche Auswirkungen haben Polymere auf die Haut? Mit der Codecheck-Studie konfrontiert, gibt Dermatologin Marianne Meli gegenüber den Tamedia-Zeitungen Entwarnung. «Mir sind keine verlässlichen Studien bekannt, die nachweisen, dass Mikroplastik schädlich für die Haut ist.»
Bei Kosmetika bekannter Marken könne man davon ausgehen, dass die Qualität hoch sei. «Grosse Firmen haben die finanziellen Mittel, die Wirksamkeit und Sicherheit ihrer Produkte mit Forschung und wissenschaftlichen Studien abzustützen.»
Greenpeace ist nicht überrascht
Dass in jedem dritten Kosmetikprodukt Kunststoff drin ist, überrascht Philipp Rohrer von Greenpeace nicht. «Es kommt leider immer wieder vor, dass Unternehmen Produkte in Umlauf bringen, ohne sich um die langfristigen Konsequenzen zu kümmern», sagt er zu Nau.ch.
Mikroplastik habe mittlerweile fast alle Ökosysteme durchdrungen. «Er findet sich in Flüssen und Seen, in Böden und sogar im Schnee in den Alpen.» Viele konkrete Auswirkungen seien noch unerforscht, klar sei hingegen: «Ist Mikroplastik erst mal in der Umwelt, kann er fast nicht mehr entfernt werden.»
Werden Kunststoffe in Kosmetikprodukten abgewaschen, landen sie in der Kläranlage. «Wenn die Mikroplastik-Teile zu klein sind, bleiben sie trotz Filteranlagen im Wasser und gelangen somit in Flüsse und Seen.»
Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass Mikroplastik aus Kosmetika nur einen geringen Anteil des gesamten Mikroplastiks ausmache, das in die Umwelt gelange. «Durch Littering, der Zersetzung von landwirtschaftlichen Folien und aus der Baubranche gelangt viel mehr Mikroplastik in die Umwelt.»