In US-Opioid-Krise verwickelte Eigentümerfamilie überwies Geld in die Schweiz
Das Wichtigste in Kürze
- US-Staatsanwältin: Rund eine Milliarde Dollar auf Schweizer Konto transferiert.
Die New Yorker Staatsanwältin Letitia James teilte am Freitag mit, die Familie Sackler habe mindestens eine Milliarde Dollar (900 Millionen Euro) in die Schweiz überwiesen. Der Transfer sei im Rahmen von Ermittlungen gegen Purdue Pharma und Mitglieder der Familie aufgeflogen.
James hatte im August rund 30 Finanzinstitute um Informationen gebeten, um das Vermögen der Eigentümerfamilie zu ermitteln. Sie habe noch gar nicht alle angeforderten Dokumente erhalten, erklärte sie nun. «Allein die Unterlagen eines Finanzinstituts haben Geldtransfers in Höhe von rund einer Milliarde Dollar zwischen den Sacklers, den von ihnen kontrollierten Betrieben und verschiedenen Finanzinstitutionen gezeigt, darunter diejenigen, die Gelder auf Schweizer Konten geschleust haben», erklärte die Staatsanwältin.
James bestätigte damit Informationen der Zeitung «New York Times», nannte aber keine Namen in der Schweiz.
Das US-Magazin «Forbes» schätzt das Vermögen der Familie Sackler auf rund 13 Milliarden Dollar. Die Familie weist diese Zahl zurück. Mehrere US-Bundesstaaten, darunter New York, Massachusetts, Connecticut, Pennsylvania und North Carolina, verweisen darauf, dass das Vermögen noch höher ist und auf mehreren Auslandskonten liegt.
Aus diesem Grund lehnen sie einen möglichen Vergleich mit Purdue ab, auf den sich am Mittwoch rund 20 US-Bundesstaaten und tausende Gemeinden einerseits und Purdue Pharma mit der Familie Sackler andererseits verständigt hatten. Nach Angaben der Klägeranwälte wäre Purdue Pharma bereit, zehn bis zwölf Milliarden Dollar Entschädigung zu zahlen, wovon zwei bis drei Milliarden von der Eigentümerfamilie übernommen werden sollen. Zudem soll die Familie die Kontrolle über Purdue Pharma aufgeben.
«Das Ausmass an Schmerz, Tod und Zerstörung, das Purdue und die Sacklers verursacht haben, übersteigt alles, was uns bislang angeboten worden ist», sagte William Tong, Staatsanwalt von Connecticut. Der Bundesstaat, in dem die Firmenzentrale von Purdue Pharma liegt, lehnt den angebotenen Vergleich ab.
Purdue und die Eigentümer wollen auf diese Weise einen Prozess verhindern, der im Oktober vor einem Bundesgericht in Cleveland/Ohio beginnen soll und in dem fast 2300 Klagen zusammengeführt wurden. Die Kläger fordern von zahlreichen Pharmakonzernen Schadenersatzzahlungen für die enormen Folgekosten der Opioid-Krise, etwa für das Gesundheits- und Sozialsystem. In einer vor Gericht eingereichten Schätzung wird von Kosten von 453 Milliarden Dollar innerhalb des kommenden Jahrzehnts ausgegangen.
Purdue Pharma vertreibt vor allem das Schmerzmittel OxyContin, das mitverantwortlich für die Opioid-Krise in den USA gemacht wird. Kritiker werfen Pharmaunternehmen vor, die Suchtgefahr durch opioidhaltige Schmerzmittel bewusst verschleiert und das massenhafte Verschreiben der Medikamente befördert zu haben. Millionen US-Bürger wurden in der Folge süchtig.
In weniger als zwei Jahrzehnten starben mehr als 400.000 Menschen an einer Überdosis. Allein im Jahr 2017 gab es den Behörden zufolge landesweit rund 47.600 Todesfälle.