Inflation in Deutschland im Juli wieder leicht gestiegen
In Deutschland zeigt die Inflation einen leichten Anstieg, obwohl die Prognosen ursprünglich eine Abschwächung der Preissteigerungsrate vorhergesagt hatten.
Die Inflation in Deutschland steigt wieder leicht. Im Juli lagen die Konsumentenpreise um 2,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Damit endet zunächst der Trend von allmählich fallenden Inflationsraten: Noch im Juni hatten die Statistiker einen Anstieg der Konsumentenpreise um 2,2 Prozent verzeichnet nach 2,4 Prozent im Mai.
Mit dem nun veröffentlichten Juli-Wert erwies sich die Teuerung als hartnäckiger als gedacht. Ökonomen hatten für Juli eine Inflation von 2,2 Prozent prognostiziert. Ohne die stark schwankenden Energie- und Lebensmittelpreise verharrte die Inflation im Juli unverändert bei 2,9 Prozent.
Gestiegene Löhne beeinflussen Preiserhöhung
Zwar sind die extrem hohen Inflationsraten der vergangenen beiden Jahre Geschichte. Im Jahresschnitt erwarteten führende Wirtschaftsforschungsinstitute eine deutliche Abschwächung der Inflation in Deutschland auf 2,3 Prozent – nach 5,9 Prozent 2023. Doch zuletzt verlief der Rückgang zäh. Ökonomen verwiesen auf gestiegene Löhne, die zu Preiserhöhungen von Unternehmen führen können.
Auch spüren die Konsumenten beim Einkaufen oder Essengehen nach wie vor das kräftig gestiegene Preisniveau. Nahrungsmittel haben sich in den vergangenen Jahren im Schnitt um mehr als 30 Prozent verteuert, wie eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum von Januar 2020 bis Mai 2024 ergab.
Kaufkraft sinkt trotz steigendem Haushaltseinkommen
Auf längere Sicht ist die Kaufkraft der Konsumenten angesichts der enormen Inflation der vergangenen Jahre gesunken. Zwar wuchs das mittlere Haushaltseinkommen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von 2022 auf 2023 um 5,1 Prozent – die Teuerungsrate lag aber bei 5,9 Prozent.
Die Inflation hatte sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Anfang 2022 rasant beschleunigt, weil die Energie und in der Folge auch die Produktion und importierte Waren viel teurer wurden.
EZB hält Tür offen für weitere Leitzinssenkungen
Sollte die Inflation im Jahresverlauf in Deutschland wie auch im Euroraum insgesamt sinken, gäbe das der Europäischen Zentralbank (EZB) im Jahresverlauf Spielraum für weitere Leitzinssenkungen. Sie hat im Juni erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen wieder um 0,25 Prozentpunkte gesenkt.
Im Juli liess die Notenbank die Zinsen unverändert und hielt sich die Tür offen für eine weitere Zinssenkung bei ihrer Sitzung Mitte September. Grundsätzlich sieht die EZB bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent die Preisstabilität gewahrt.