Ist die Ära der Tech-Aktien schon vorbei?

Laura Del Favero
Laura Del Favero

USA,

Während Corona kannten die Tech-Aktien nur eine Richtung: steil nach oben. Nun aber verlieren die Papiere immer mehr an Wert. Was steckt dahinter?

Wall Street
Ausverkauf an den weltweiten Börsen: Tech-Aktien verlieren seit Wochen reichlich an Wert. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Tech-Aktien verzeichnen seit Wochen grosse Verluste an den weltweiten Börsen.
  • Schuld daran ist nicht nur die US-Wirtschaft, sondern auch das allmähliche Pandemieende.

Während der Corona-Pandemie flogen die Aktien grosser Technologiefirmen von einem Hoch zum nächsten. Allein der renommierte Technologieindex Nasdaq Composite erreichte zwischenzeitlich ein Plus von 130 Prozent.

Seit Anfang Jahr allerdings lassen sich mit Technologiewerten keine wirklichen Gewinne mehr realisieren – im Gegenteil. Viele Investoren mussten vermehrt grosse Verluste hinnehmen. Die Aktie des Streaming-Giganten Netflix krachte erst letzte Woche um über 30 Prozent ein – und das binnen weniger Stunden. Auch Nasdaq Composite verlor inzwischen 30 Prozent an Wert.

Netflix Aktie
Die Kursentwicklung der Netflix-Aktie seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020. - cash.ch

Wie konnte es bloss zu diesem drastischen Kurswechsel kommen? «Einer der wichtigsten Gründe ist sicherlich die hohe Inflationsrate in den USA», erklärt Philip Valta, Finanzprofessor an der Universität Bern. Diese führe nicht nur zu einem extremen Preisanstieg, sondern dämpfte auch die Gewinnerwartungen.

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US-Notenbank hebt Leitzins an

Die US-Notenbank Fed hat deshalb erst kürzlich den Leitzins um 0,5 Prozent erhöht – weitere Zinsanstiege sind nicht ausgeschlossen. Diese geldpolitische Strategie wiederum könnte zu einem deutlichen Abschwung der US-Wirtschaft führen, meint Valta. Sogar eine Rezession hält der Finanzprofessor für möglich.

Philip Valta
Philip Valta, Finanzprofessor an der Universität Bern. - Universität Bern

Ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Entwicklung der Tech-Aktien hat der aktuell sehr starke US-Dollar. «Die meisten Tech-Unternehmen sind in den USA domiziliert. Einen wichtigen Teil ihrer Umsätze generieren sie aber im Ausland», erklärt Marc Häfliger, globaler Aktienstratege bei der Credit Suisse. Aufgrund dieser Tatsache ist der starke US-Dollar momentan ein Gegenwind für Tech-Unternehmen.

Doch nicht nur die wirtschaftliche Lage in den Vereinigten Staaten, auch das Abflachen der Corona-Pandemie dämpft das Wachstum weltweiter Technologiefirmen. Denn: Viele Technologiefirmen haben in den letzten Monaten stark von der beschleunigten Digitalisierung und dem Trend zum Home-Office profitiert.

Homeoffice
Mit der Homeoffice-Pflicht während der Corona-Pandemie machten die weltweiten Tech-Firmen eine Menge Geld. - Keystone

«Da sich die Corona-Situation nun langsam beruhigt, führt das auch zu verändertem Verhalten bei den Kundinnen und Kunden», sagt Valta. «Die Wachstumsaussichten sind somit gedämpfter als noch vor einem Jahr.»

Zukunft der Tech-Aktien beleibt ungewiss

Ob sich die Tech-Aktien von diesem grossen Schock erholen werden? «Schwer zu sagen», meint Valta. «In erster Linie wird es darauf ankommen, wie schnell und nachhaltig die Zentralbanken die Inflation in den Griff bekommen. Dann kommt es darauf an, wie stark die wirtschaftliche Abkühlung sein wird.»

Die Zukunft der Tech-Aktien lässt sich deshalb kaum vorhersagen. Die hohe Volatilität der letzten Wochen dürfte jedoch noch eine Weile bestehen bleiben, wie heute Mittag die Twitter-Aktie zeigte. Nachdem Elon Musk die Übernahme vorerst auf Eis gelegt hatte, sackte der Wert zwischenzeitlich um ein Viertel ab.

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