Die Schweiz ist auf einen möglichen Unfall mit Kernenergie zu wenig vorbereitet. Der Atomausstieg soll wieder zum Thema werden, fordern Umweltschützer.
Kernenergie
Das AKW Mühleberg soll bald geschlossen werden. Umweltschützer fordern einen geplanten Ausstieg aus der Kernenergie. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einem AKW-Unfall schützt das Notfall-Protokoll die Schweizer Bevölkerung zu wenig.
  • Das zeigt eine neue Studie von Umweltschützern.
  • Mit diesem Ergebnis wollen sie für einen raschmöglichen Atomausstieg werben.
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Käme es in einem Schweizer AKW zu einem grossen Unfall, würden die aktuellen Bundes-Notfallpläne die Bevölkerung zu wenig schützen. Dies ist das Fazit einer Studie von Umweltschützern. Mit einer Kampagne wollen sie den Ausstieg aus der Kernenergie zurück auf die Agenda bringen.

Die Ergebnisse des Instituts Biosphère basieren auf Unfallsimulationen an den vier Schweizer AKW, realen Wetterdaten und neuen medizinischen Erkenntnissen. Sie wurden am Montagabend veröffentlicht.

Unfall mit Kernenergie hätte 100'000 Opfer in Schweiz und nahem Ausland zur Folge

Die Forscher analysierten insbesondere die Ausbreitung der radioaktiven Wolke. Demnach sind über 100'000 Strahlenopfer zu erwarten, sollte sich in einem nahen AKW ein Unfall ereignen. Dazu gehören die Kraftwerke in Beznau, Gösgen, Mühleberg, Leibstadt oder Bugey. Insgesamt würde die Verstrahlung rund zwanzig Millionen Personen in Europa treffen.

Die bei einem schlimmen Störfall freigesetzte Radioaktivität entspricht laut der Studie einem viel höheren Wert, als angenommen. Sie wird auf das Dreissigfache des Wertes geschätzt, welcher der Planung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (Babs) zugrunde liegt.

«Die Schweiz ist auf einen grossen Kernkraftwerksunfall unzureichend vorbereitet.» Das folgern deshalb Vertreter der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) und des Netzwerks für den Atomausstieg «Sortir du nucléaire».

Ausstieg aus der Kernenergie muss nach Umweltschützern geplant werden

Für die Umweltschützer ist klar: Die Stilllegung von Kraftwerken muss dringend geplant werden. Mit einer Petition fordern sie den Bundesrat auf, einen Zeitplan für die Schliessung der AKW vorzulegen. Die Regierung soll zusätzlich «eine rasche Revision des derzeit ungenügenden Schutzkonzeptes» an die Hand nehmen.

Zur Erinnerung: Das Schweizer Stimmvolk hatte im November 2016 eine Laufzeitbeschränkung der Schweizer AKW mit 54 Prozent abgelehnt. Deshalb bleiben die Atomkraftwerke so lange am Netz, wie die Aufsichtsbehörde sie als sicher einstuft.

Sofern die Betreiber sie nicht aus wirtschaftlichen Gründen abschalten. Stillgelegt wird am 20. Dezember 2019 das AKW Mühleberg.

Eine neue Atomausstiegsinitiative scheiterte im vergangenen Herbst mangels Unterschriften. Nach dem Ja zur Energiestrategie 2050, die den Bau neuer AKW verbietet, war das Anliegen auf wenig Resonanz gestossen.

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