Können wir der App SwissCovid vertrauen?
Seit Donnerstag ist die App SwissCovid für die Schweizer Bevölkerung erhältlich. Doch wie vertraulich ist die Tracing-Software?
Das Wichtigste in Kürze
- Die SwissCovid App ist für Apple- und Google-Betriebssysteme erhältlich.
- Die Eidgenössischen Datenschützer sehen die App als «datenschutzkonform».
Endlich ist sie da: Seit Donnerstag steht die SwissCovid-App zum Download bereit. Eine Ergänzung zu den Coronavirus-Massnahmen der Kantone, um Infektionsketten rückverfolgen zu können.
Der Download ist freiwillig. Trotzdem empfiehlt Bundesrat Alain Berset, die App herunterzuladen. Und dies wird auch reichlich getan. Innert kürzester Zeit wurde sie über 150'000 Mal gedownloadet.
Freiwillig, aber ans Herz gelegt
Die Entwickler garantieren, dass SwissCovid nach strengen Prinzipien entwickelt wurde, um den Datenschutz zu gewährleisten. Weder Personendaten noch Standortdaten würden gesammelt.
Von vielen Seiten her wird darum der Download ans Herz gelegt. Etwa auch vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse: «Je mehr Menschen die SwissCovid App haben, desto besser», so Chefökonom Rudolf Minsch. Die App sei günstig und viel weniger radikal als ein weiterer Lockdown.
Doch viele könnten sich unter Druck gesetzt fühlen. Das Nichtdownloaden der App könnte als unsolidarisch gewertet werden. Andere dürften sich sträuben, weil sie einer staatlichen App per se nicht vertrauen.
«Kein signifikant grösseres Risiko»
Für Smartphone-Nutzer stellt sich hier jedoch die Frage, warum Applikationen und Geräten von Privaten vertraut wird, der App des Bundes jedoch nicht.
Denn gemäss Silvia Böhlen, Sprecherin des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten (EDÖB), stelle die Nutzung der Programmierschnittstellen von Google und Apple durch die App SwissCovid, verglichen mit der sonstigen alltäglichen Nutzung von Smartphones der beiden Hersteller, «kein signifikant grösseres Risiko dar».
Heisst: «Wer diesen Herstellern generell misstraut, müsste deshalb konsequenterweise nicht nur auf die Nutzung der SwissCovid-App verzichten, sondern auf jeglichen Gebrauch von Smart Devices und Betriebssystemen dieser Hersteller.»
Auch Marktgiganten wie Apple und Google seien an die Datenschutzgesetzgebungen als auch an ihre Zusicherungen in den Nutzungsbedingungen gebunden, so Böhlen. «Aufgedeckte Widersprüche und Ungereimtheiten werden dann publik gemacht, was sich nachteilig auf die Reputation der betroffenen Unternehmen auswirken kann.»
In der EU würden zudem hohe Bussen drohen. Deshalb seien auch Unternehmen mit einer marktbeherrschenden Stellung in der Regel bereit, «ihre Produkte zu verbessern und datenschutzfreundlicher auszugestalten».
Bisherige Umsetzung des Projekts «datenschutzkonform»
Und ob es sich um staatliche Applikationen oder Apps privater Anbieter handle, «werden unsere Daten zweckwidrig bearbeitet oder weitergegeben, ist das Vertrauen weg, gleichgültig, ob wir sie einem staatlichen oder privaten Bearbeiter anvertraut haben».
Darum räumt die EDÖB-Sprecherin Datenschutz-Bedenken bei der SwissCovid-App prinzipiell aus. Die bisherige Umsetzung des Projekts werde als «datenschutzkonform» beurteilt. «Wir werden nun nach dem Pilotversuch auch den Übergang zum Vollbetrieb aufsichtsrechtlich begleiten», so Böhlen.