Coronavirus: Berset warnt vor Massnahmen bei steigenden Fallzahlen
Der Bund übernimmt neu sämtliche Testkosten und morgen wird die Corona-App fürs breite Publikum lanciert. Nau.ch berichtet live von der Medienkonferenz.
Das Wichtigste in Kürze
- Ab morgen 25.6. ist die Schweizer Corona-App für Android und iOs für alle verfügbar.
- Bundesrat Alain Berset stellt sie vor und präsentiert die gesetzlichen Grundlagen.
- Und: Der Bund übernimmt sämtliche Kosten der Corona-Tests, hat der Bundesrat entschieden.
14:55 Stimmt es, dass während der Testphase der Corona-App kein einziger Fall gemeldet wurde? «Das ist richtig», sagt Sang-Il Kim vom BAG. Während der Testphase habe es keinen Fall gegeben, dass eine Person sich als positiv getestet in der App eingetragen habe.
14:45 «Es gibt wirklich grössere Probleme», sagt Bundesrat Berset zur Kritik auf der Strasse bei jedem Entscheid des Bundesrats. «Nein, ich bin nicht genervt», denn schliesslich gehe es wohl um die grösste Pandemie seit der Spanischen Grippe. Das sei eine andere Dimension, und jeder habe das Recht, seine Meinung zu äussern.
14:40 Kann das BAG anhand der Meldungen irgendwelche Muster oder Hotspots erkennen? Betroffen seien teils Familien und einzelne Betriebe, sagt Stefan Kuster. Der Grossteil der Fälle verteile sich aber über das ganze Land. In gewissen Fällen wisse man, wo sich die Leute angesteckt hätten, in anderen Fällen nicht.
In Anlehnung an die Situation in Deutschland betont Stefan Kuster vom BAG: «Es ist im Interesse jedes Arbeitgebers, die Personen, die notifiziert wurden, zuhause zu lassen, damit nicht Situationen wie in dieser Fabrik entstehen.» Kuster spielt damit auf den Fleischverarbeiter Tönnies an, der wegen zahlreicher Corona-Fälle Tausende Mitarbeiter in Quarantäne schicken und den Betrieb einstellen musste.
14:35 Dauert es nicht zu lange, wenn das Testresultat 48 Stunden auf sich warten lässt? «Eine sehr berechtigte Frage», gesteht Alain Berset. Es könne nicht sein, dass man nur rein theoretisch gut vorbereitet sei. Die Grippesaison im Herbst werde diesbezüglich sicher eine Herausforderung sein, wenn sich dann wohl vermehrt Personen mit Corona-ähnlichen Symptomen testen lassen wollen.
14:25 Wer soll einen Test machen? Es braucht immer eine ärztliche Entscheidung, betont BAG-Experte Kuster. Aber generell diejenigen Personen mit Symptomen. Fallsweise auch solche ohne Symptome, zum Beispiel wenn man eine Verbreitung untersuchen wolle.
Gibt es überhaupt genügend Test-Kapazität? Es sollten sich sicher nicht Personen ohne jegliche Symptome testen lassen, sagt Stefan Kuster. Aber man könne theoretisch 15'000 Personen testen pro Tag, insofern sei man gut gerüstet.
14:20 Umstrittene Antikörper-Tests: Mit den sogenannten «serologischen Testst» kann theoretisch nachgewiesen werden, ob man die Krankheit durchgemacht hat. Das helfe aber bezüglich der Eindämmung, dem Auffinden von ansteckenden Personen, rein gar nichts, betont Berset.
BAG-Experte Stefan Kuster präzisiert, dass die Interpretation der Antikörper-Tests im Moment noch gar nicht möglich sei. Diesbezüglich sei man noch in der Studienphase.
14:15 Berset nimmt Stefan Kuster, den neuen Mr. Corona, ins Gespräch mit rein. Dieser warnt: Zwar seien die Zahlen weiterhin tief, mit einigen Ausreissern. Aber: Sollten die Zahlen ansteigen, seien wiederum Massnahmen nötig. Oberstes Ziel des Bundesrats ist, rasch auf einen Wiederanstieg der Fallzahlen zu reagieren.
14:14 Es gebe keine Vorgabe, wie viele Menschen die Corona-App herunterladen und benutzen sollen. Diesbezüglich habe man keine konkrete Erwartungen, sagt Berset auf eine entsprechende Frage. «Es braucht eine hohe Beteiligung», sagt Berset, ohne aber spezifisch zu werden. Die App helfe, gewisse Löcher bei der Erkennung von Fällen zu stopfen.
Der Leiter der Abteilung Digitale Transformation im BAG, Sang-il Kim, ergänzt: Wichtig seien vor allem die mobilen Personen. Also Pendler, generell Reisende in Zügen und anderen ÖVs. Diese sind speziell dazu aufgerufen, die App zu installieren.
14:10 Ziel bleibe, die Bevölkerung zu schützen und die Auswirkungen des Coronavirus möglichst gering zu halten. «Ich glaube, das ist möglich», betont Berset. Und ergänzt: «Bitte halten Sie sich an die Regeln […] wir schützen mit all diesen Regeln uns selbst, aber auch unsere Mitmenschen.»
14:07 Die zweite wichtige Entscheidung: Die Verordnung des Bundesrats für die Lancierung der Corona-App. Die App sei in neun Sprachen verfügbar. Die Tests der App seien gut verlaufen. Erneut die Klarstellung: Wenn die App einen Kontakt meldet, sei das lediglich ein Hinweis. Ein Hinweis, dem es nachzugehen gelte.
Die Selbst-Isolierung müsse dann aber von einer offiziellen Stelle angeordnet werden, andernfalls bestehe kein Anspruch auf Lohnfortzahlung. Die App ergänze das Contact Tracing, betont Berset, welches insgesamt aber weit mehr beinhalte.
14:03 Positiv sei, dass die Fallzahlen weiterhin tief seien, auch wenn es heute einen leicht höheren Wert zu verzeichnen gab, sagt Bundesrat Berset. Gleichzeitig müsse nun eine stabile Test-Politik implementiert werden. In dem Zusammenhang sei wichtig, dass sich alle Personen, auch mit leichten Symptomen, testen liessen.
Genau darum habe man die Frage der Kosten geklärt, denn diese könnten vom Corona-Test abhalten. Niemand solle sich aus finanziellen Gründen gegen einen Test entscheiden. Insgesamt habe man dafür einen Kredit von 280 Millionen Franken vorgesehen.
Diese Entscheide hat der Bundesrat heute getroffen
Nur vier Tage nach der letzten Bundesratssitzung musste die Landesregierung heute erneut Entscheide abarbeiten. Da vor dem Wochenende bereits weitgehende Lockerungen kommuniziert wurden, konzentriert sich die Aufmerksamkeit heute auf die «SwissCovid App», oder Corona-App. Diese ist ab morgen für Android (Google Play Store) und iOS (Apple Store) verfügbar.
Bund übernimmt sämtliche Test-Kosten
Nun soll «so viel getestet werden wie möglich und sinnvoll ist», schreibt der Bundesrat, und dabei soll die App mithelfen. Mithelfen will aber auch der Bundesrat. Um der Diskussion um die Verteilung der Kosten für die Tests einen Riegel zu schieben, spricht er ein Machtwort. Und übernimmt sämtliche Kosten gleich selbst.
Mit 169 Franken wird der Test auf das Coronavirus vergütet, mit 113 Franken die serologischen Tests zum Nachweis von Antikörpern. Letztere würden derzeit noch nicht empfohlen, betont der Bundesrat, und das ist entscheidend. Denn die Kosten werden dann übernommen, wenn die Verdachtskriterien des BAG erfüllt sind.
Das heisst: Symptome einer akuten Atemwegserkrankung und/oder plötzlich auftretender Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns. Kantonsärztinnen und Kantonsärzte können in begründeten Fällen anordnen, dass auch Personen ohne Symptome getestet werden.
Corona-App: freiwillig und getestet
Erneut erläutert der Bundesrat, wie die Corona-App funktioniert und was im Falle einer positiven Meldung passiert. Die Benutzung der App ist freiwillig und soll das klassische Contact Tracing einfach ergänzen. Selbst wenn eine positiv getestete Person ihren Covidcode erhält, den sie in der App eingeben sollte, ist das freiwillig.
Bei den Tests der App seien bezüglich Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit keine kritischen oder systemrelevanten Fehler aufgetaucht. Auch nach der Lancierung können noch Meldungen gemacht werden. Diese werden alle online veröffentlicht.