Konsumentenschutz fordert Lebensmittelampel überall
Aldi, Coop und Migros haben ein Einsehen. Sie führen diesen Sommer auf auserwählten Produkten die Lebensmittelampel ein. Für Konsumentenschützer nicht genug.
Das Wichtigste in Kürze
- Gleich mehrere Schweizer Detailhändler führen die Lebensmittelampel ein.
- Die Aufschrift wird vorerst auf bestimmten Eigenprodukten zu sehen sein.
- Der Konsumentenschutz fordert aber eine breitere Auszeichnung.
Die Nahrungsmittelriesen Nestlé und Danone haben sie bereits eingeführt. Nun ziehen Aldi, Coop und Migros nach. Auch sie lancieren nach langem Widerstand die umstrittene Lebensmittelampel – allerdings nur auf ausgewählten Eigenprodukten.
Zum Verständnis: Aktuell sind Nährwerte auf der Rückseite des Produktes aufgedruckt. Die Deklaration ist aber sehr kompliziert. Der Nutri-Score – wie die Lebensmittelampel auch genannt wird – soll deshalb Abhilfe leisten. Anhand der Farben Grün, Gelb und Rot weist sie den Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz aus. Eine rote Kennzeichnung bedeutet einen hohen Gehalt, Gelb einen mittleren und Grün einen niedrigen.
Lebensmittelampel in der Industrie höchst umstritten
Ganz einfach eigentlich. Und doch weigerte sich die Lebensmittelindustrie lange gegen die Einführung der Ampel. Sie nehme keine Rücksicht auf die individuellen Ernährungsbedürfnisse und sei nicht nötig, hiess es einhellig.
Warum also die Kehrwende? Wie die Interessengemeinschaft Detailhandel erklärt, habe man bei einem Teil der Kunden das Bedürfnis nach einer einfachen Nährwertkennzeichnung festgestellt. «Wir möchten nun selbst untersuchen, wie unsere Kundinnen und Kunden auf den Nutri-Score reagieren», sagt Gabi Buchwalder, Leiterin Produktsicherheit bei der IG Detailhandel gegenüber der «SonntagsZeitung».
Ob die Ampel dauerhaft eingeführt und ausgeweitet wird, wollen die Grossverteiler nach einer zweijährigen Testphase entscheiden.
Für den Schweizer Konsumentenschutz ein Schritt in die richtige Richtung, aber immer noch ein Schritt zu wenig. «Wir fordern eine breitere Auszeichnung auf möglichst vielen Produkten», erklärt Josianne Walpen. Wirkliche Wirkung entfalte der Nurti-Score nur dann, wenn die Detailhändler alle Eigenprodukte auszeichnen – gerade Süssgetränke, Frühstücksflocken und Fertiggerichte.