Label-Leitfaden des Schweizer Tierschutzes in der Kritik

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Bern,

Konsumenten können sich in einem neuen Angebot des Schweizer Tierschutzes Überblick über die Schweizer Fleisch-Labels verschaffen. Das System erntet Kritik.

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Schweizer Kühe in einem Vorzeigestall am Inforama in Zollikofen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Fleisch wird teils auf dieselbe Tierschutz-Stufe gestellt wie Importfleisch.
  • Schweizer Fleischproduzenten sind empört: Diese Label-Bewertung sei kontraproduktiv.

«Top», «OK», «uncool» und «NO GO»: Vier verschiedene Bewertungskategorien für in der Schweiz erhältliches Fleisch. Auf essenmitherz.ch können sich Konsumenten informieren über die Bewertung von «Bio Suisse», «Naturafarm», «Optigal» und Co.

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Die vier Bewertungskategorien des Schweizer Tierschutz für Fleisch-Labels. - STS

Letzte Woche präsentierte der Schweizer Tierschutz STS das Label-System. Konsumenten würden sich Verbesserungen des Tierwohls für Nutztiere wünschen, so der STS. Dafür seien jedoch gute Informationen über die Haltung unverzichtbar. Nur so können Fleischkonsumenten eine eigene Wahl treffen und damit eine Mitverantwortung für das Schicksal der Nutztiere übernehmen.

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Alle Fleisch-Labels sind auf der Webseite aufgeführt und kategorisiert. - Screenshot essenmitherz.ch

Fleischverband schiesst gegen die Label-Bewertung

«Eines ist sicher: Zur Aufklärung und für Klarheit im Label-Dschungel sorgt dieses System nicht.» Das sagt Regula Kennel vom Fleischverband Proviande. «Im Gegenteil, es ist so plakativ und einfach, dass es unverständlich wird.»

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Regula Kennel ist Leiterin Unternehmensentwicklung bei Proviande. Seit 2016 wirbt «Schweizer Fleisch» mit dem Claim «Der feine Unterschied». - zVG/Schweizer Fleisch

Der Konsument müsse lange lesen, bis er verstehe, warum die Bewertung eines Labels entsprechend ausfalle. «Das finden wir uncool. Vom Schweizer Tierschutz erwarten wir mehr und waren wir bisher anderes gewohnt.»

Kennel stösst sich auch daran, dass der STS Schweizer Fleisch ohne Label generell in die Kategorie «No Go» klassiert. In dieser schlechtesten Kategorie landet auch importiertes Fleisch aus dem Ausland, etwa der EU. «Diese Bewertung ist für uns nicht nachvollziehbar», ist Kennel verärgert.

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Freiland-Schweine auf dem Gutsbetrieb Kalchrain, Hüttwilen TG. - Keystone

Wo bleibt «der feine Unterschied»?

Proviande wirbt mit dem Slogan «Der feine Unterschied» für Schweizer Fleisch. Denn: «Die Schweizer Gesetzgebung stellt hohe Anforderungen an den Tierschutz und diese werden auch kontrolliert», erklärt Kennel den Unterschied zu ausländischem Fleisch. «Das als ‹No Go› zu bezeichnen, ist für uns unhaltbar und unseriös.»

Der STS sei ein wichtiger Partner der Behörden bei der Ausarbeitung der Gesetze. STS und Fleischbranche würden eng zusammenarbeiten, wenn es um Verbesserungen des Tierschutzes gehe.

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Weisse Legehennen tummeln sich in einem Stall eines Thurgauer Geflügelhofs. - Keystone

Glaubwürdigkeit strapaziert

Für Regula Kennel ist klar: «Wenn das Ziel der Bewertung war, weitere Verbesserungen anzuregen, ist der STS weit über das Ziel hinausgeschossen und brüskiert nicht nur Tierhalter, sondern auch Retailer, den Gesetzgeber und den Vollzug.»

Das Labelsystem gebe den Kunden keine bessere Orientierung über die Fleischlabels, ärgert sich Kennel. «Und es strapaziert das Verhältnis zum Schweizer Tierschutz und seine Glaubwürdigkeit.»

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