Migros muss Kritik für irreführende Fleischdeklaration einstecken
Beim Fleisch achten Kunden besonders auf die Herkunft. Und logisch, heben Detailhändler hervor, wenn die Ware aus dem Inland stammt.
So auch bei der Kalbszunge, welche die Migros aktuell in Aktion hat. Schweiz/Holland steht auf der Angebotstafel. Doch was heisst das? Ein Blick auf die Verpackung verrät: Das Fleisch stammt aus Holland. In der Schweiz wurde es nur verarbeitet.
Kein Beschäftigungsmaterial für Tiere
Dafür gibts Kritik: «Irreführend deklariert», kommentiert Journalist Adrian Krebs auf Twitter. Zudem kritisiert er die Tierhaltung in Holland: «War letzten Sommer in einem Vorzeigebetrieb in NL. Spaltenboden, null Beschäftigungsmaterial.»
Das Wichtigste in Kürze
- Die Migros verkauft Kalbszungen aus Holland, die in der Schweiz verarbeitet wurden.
- Für Deklaration und Tierwohlstandards gibt es Kritik.
Unterstützung erhält er von der Stiftung für Konsumentenschutz: «Hollands Fleisch- und Milchproduktion ist sehr viel stärker industrialisiert und die Haltungsanforderungen für Kälber tiefer als in der Schweiz», sagt Josianne Walpen, Leiterin Ernährung und Mobilität.
Für die Kosumentenschützerin ist klar: «Die Migros greift hier in die Trickkiste, um Schweiz ausloben zu können. Bei Fleisch ist klar, dass die Konsumenten wissen wollen, aus welchem Land die Kälber kommen und weniger, wo die Zungen verarbeitet wurden.» Es sei auch unüblich, auf den Tafeln anzugeben, wo das Produkt verarbeitet wurde. «Es macht den Anschein, dass Migros hier unbedingt den Schweizanteil des Produktes auch ins ‹Schaufenster› stellen will.»
Gegen diese Vorwürfe wehrt sich die Detailhändlerin: «Das Fleisch stammt aus Holland, wird aber in der Schweiz hergestellt. Bei verarbeiteten Produkten, wie dies hier der Fall ist, wird beides entsprechend auf der Verpackung deklariert. Im Verkauf fassen wir beides auf einer Angebotstafel zusammen, weil wir nur ein Schild platzieren», erklärt Migros-Sprecherin Alexandra Kunz.
Auf Importe angewiesen
Sie hält fest, dass Kalbfleisch in der Migros zu 97 Prozent aus der Schweiz stamme. «Saisonal sind wir allerdings auf kleine Importmengen angewiesen.»
Das Unternehmen habe sich zum Ziel gesetzt, Schweizer Tierwohlstandards auch im Ausland durchzusetzen. «Bei verschiedenen Sorten, bei denen wir auf mehr Importe angewiesen sind, wurde dies bereits umgesetzt. Bis 2020 werden alle Lieferanten dazu verpflichtet, diese Anforderungen umzusetzen», so Kunz. Und: «Die Haltung der Tiere im Ausland muss zudem zwingend den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.»