Migros streicht Rivella-Produkte – Konkurrenten wie Coop profitieren
Das Wichtigste in Kürze
- Die Migros hat einen Bestellstopp für mehrere Rivella-Produkte verhängt.
- Hintergrund ist ein Streit über die Produktpreise.
- Dies spielt der Konkurrenz in die Hände, ist ein Wirtschaftspsychologe überzeugt.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Das Sprichwort passt im Preis-Zoff um Rivella wie die Faust aufs Auge. Da sich das Familienunternehmen gegen die Preisforderungen der Migros wehrt, kippt diese einige Getränke aus dem Sortiment.
Wie die «Sonntagszeitung» publik machte, verhängte die Detailhändlerin einen Bestellstopp für Rivella Grüntee, Rivella Refresh und Focuswater. «Wir haben keine Lust, uns erpressen zu lassen», stellte Rivella-Geschäftsführer Erland Brügger klar.
Dass die Migros deswegen gleich Produkte aus dem Regal streicht, ist aussergewöhnlich, ordnet Stefan Ryf ein. Der Wirtschaftspsychologe der Kalaidos Fachhochschule spricht gegenüber Nau.ch von Ausnahmefällen. «Da man jeweils auch viele Kunden verärgert, wenn Produkte aus dem Sortiment genommen werden.»
Migros im Preis-Alleinkampf
Denn mit dem Sortiments-Rausschmiss steht die Migros alleine da. Konkurrent Coop hält auf Anfrage fest, in keinen Verhandlungen mit Rivella zu stehen. Auch Aldi Suisse hat keine Preisanpassungen geplant, «wir sind zufrieden mit der Zusammenarbeit». Lidl Schweiz will keine Auskunft zu Preisverhandlungen geben.
Ob Rivella-Fans künftig die Getränke-Regale von Coop und Co. plündern, wollen die Detailhändler nicht kommentieren. Für Coop steht aber fest: «Wir rechnen mit einer anhaltend guten Nachfrage nach Rivella-Produkten.»
Wirtschaftspsychologe Ryf wird deutlicher: «Die Konkurrenz, beispielsweise Coop, profitiert, wenn die Produkte dort angeboten werden.»
Die Migros schweigt bis anhin zum Rauswurf. Sie kommuniziere keine Details der Verhandlungen, sagte eine Sprecherin zur «Sonntagszeitung». Ryf vermutet, die Detailhändlerin empfinde die Preise wohl als zu hoch. «Entweder im Vergleich zur inländischen Konkurrenz oder im Vergleich zu den Verkaufspreisen im Ausland.»
Oder aber die Migros findet, Rivella solle ihr aufgrund ihrer Marktrelevant weiter entgegenkommen. Dass die Detailhändlerin gerade die Zucker-reduzierten Getränke kippt, beurteilt der Psychologe als weniger einschneidend. «Es gibt dazu sicher genug Alternativen, die man auch neu ins Sortiment aufnehmen könnte.»
Schmerzhafter Rausschmiss der Migros – auch für Rivella
Rivella Rot und Blau seien vom Umsatz her und der Beliebtheit bei den Kunden sicher relevanter. «Deshalb ist die Hemmschwelle, auch diese Produkte aus dem Sortiment zu nehmen, grösser.» Womöglich könnte sich der Preis-Streit aber auch nur um diejenigen Produkte handeln, die aus dem Sortiment genommen werden.
So oder so schmerzt der Bestellstopp der Migros auch den Getränkehersteller, so Ryf. «Rivella investiert viel Geld und Ressourcen in die Entwicklung und Verbreitung neuer Produkte.» Fällt ein wichtiger Absatzkanal weg, könne das im Extremfall dazu führen, dass Produkte wieder vom Markt genommen werden.